Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 309 |
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| 01 | eine Vorstellung von der Zeit als Größe bekommen). Nun kan das Beharrliche | |||||||||
| 02 | nicht eine Bestimmung in der Bestimmung der Zeit blos gedacht | |||||||||
| 03 | werden und zur Spontaneität der Selbstbestimmung gehören, denn alsdenn | |||||||||
| 04 | würde es nicht der Zeitbestimmung zum Grunde liegen. Folglich | |||||||||
| 05 | muß es in Beziehung auf die bloße Receptivitaet des Gemüths, d.i. in | |||||||||
| 06 | Beziehung auf etwas afficirendes, was von mir unterschieden ist, vorgestellt | |||||||||
| 07 | werden, und diese Vorstellung kan nicht geschlossen, sondern muß | |||||||||
| 08 | ursprünglich seyn. | |||||||||
| 09 | Nicht alles, was in der Zeit ist, ist zugleich im Raume, z.B. meine | |||||||||
| 10 | Vorstellungen: aber alles, was im Raume ist, ist in der Zeit. In der Zeit | |||||||||
| 11 | stelle ich nur nämlich mich selbst so wohl vor mich allein als auch in Gemeinschaft | |||||||||
| 12 | und zwar nicht durch Schlüsse, sondern unmittelbar vor, d.i. | |||||||||
| 13 | ein Correlatum zu meinem Zustande, ohne doch dasselbe zu erkennen, und | |||||||||
| 14 | die sinnliche, aber reale Vorstellung dieser äußeren Relation ist der Raum, | |||||||||
| 15 | diese Vorstellung selbst aber, mithin auch alles, was im Raum vorgestellt | |||||||||
| 16 | wird, ist in der Zeit. | |||||||||
| 17 | Daß, wenn ich mich selbst zum Gegenstande mache, der Raum nicht | |||||||||
| 18 | in mir ist, aber (g doch ) in der Formalen subjectiven Bedingung Des | |||||||||
| 19 | empirischen Bewustseyns meiner selbst, d.i. in der Zeit, beweiset, daß | |||||||||
| 20 | etwas ausser mir, d.i. was ich auf eine andere Art vorstellen muß als | |||||||||
| 21 | mich selbst, mit dem empirischen Bewustseyn meiner selbst verbunden sey | |||||||||
| 22 | und dieses zugleich ein Bewustseyn einer äußeren Relation (g sey ), ohne | |||||||||
| 23 | die ich meine eigene Existenz nicht empirisch bestimmen könnte. | |||||||||
| 24 | Es kommt darauf an, daß ich mich meiner in einer äußeren Relation | |||||||||
| 25 | durch einen besonderen Sinn, der aber zur (g Zeit- ) Bestimmung des | |||||||||
| 26 | inneren Sinnes erforderlich ist, bewust werden könne. Der Raum beweiset | |||||||||
| 27 | eine Vorstellung, die nicht aufs Subject (g als Gegenstand ) bezogen | |||||||||
| 28 | wird; denn sonst würde es die Zeitvorstellung seyn. Daß sie nun | |||||||||
| 29 | darauf nicht, sondern unmittelbar auf etwas vom Subject unterschiedenes | |||||||||
| 30 | als existirend bezogen wird, das (g ist ) das Bewustseyn derselben des | |||||||||
| 31 | Obiects als Dinges ausser mir. Also daß wir einen äußeren Sinn | |||||||||
| 32 | haben und daß selbst Einbildungskraft nur in Beziehung auf denselben | |||||||||
| 33 | uns Bilder eindrücken könne, das ist der Beweis des dualismus. | |||||||||
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