Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 788 |
||||||||
Zeile:
|
Text:
|
Verknüpfungen:
|
|
|||||
| 01 | (In Ansehung der Triebfedern unterscheidet sich der Mensch darin | |||||||
| 02 | deutlich von andern Thieren, daß er eine Neigung hat, sich bey den | |||||||
| 03 | übrigen seiner Gattung in Werth zu setzen und sich selbst geltend zu | |||||||
| 04 | machen. Daher will er Gefürchtet, geehrt, von anderen ihres Vortheils | |||||||
| 05 | wegen gesucht oder geliebt werden. Er sucht daher Macht, Verdienste, | |||||||
| 06 | Reichtum und verbindliche Manier (politesse). Die Ursache ist wohl: | |||||||
| 07 | weil dem Menschen seine Wohlfarth und Übel bey weitem nicht so sehr | |||||||
| 08 | von der Natur als von Menschen kommen. Doch würde er die Einflüsse | |||||||
| 09 | anderer weder vor so großes Glück noch Übel halten, wenn die | |||||||
| 10 | Neigung nicht zum Grunde läge, welche die Natur um der Gesellschaftlichen | |||||||
| 11 | einheit Willen errichtet hat. Diese Neigung bietet alle Talente | |||||||
| 12 | auf, indem es viel künstlicher ist, auf Menschen als blos auf die Natur | |||||||
| 13 | durch seinen Willen Einflüsse zu haben. Diese Neigung äußert ein | |||||||
| 14 | Kind, ein Wilder &c &c; und weil er hierin mit anderen immer in Collision | |||||||
| 15 | kommt*, so entspringt aus dieser Neigung ein Gesetz, dessen Beobachtung | |||||||
| 16 | ihn am meisten in Werth setzt, namlich alles in der Gesinnung | |||||||
| 17 | eines publiqven Geistes zu thun. moralitaet.) | |||||||
| 18 | * (g In allen diesen Stücken gelingt es ihm nur, wenn er andre | |||||||
| 19 | herabsetzt; aber die moralitaet ist ein Werth, der mit andrer ihrem | |||||||
| 20 | bestehn kann. ) | |||||||
| 21 | Freyheit ist einzig und allein die Würde der menschlichen Natur. | |||||||
| 22 | Durch sie (g ist er Persohn, ) kan eine Würdigkeit haben oder des Lebens, | |||||||
| 23 | der Glücks- und Naturgüter würdig seyn. Das Vieh d Das Vieh genießt | |||||||
| 24 | des Lebens und der Natur, ohne deren würdig zu seyn. Es kan also kein | |||||||
| 25 | letzter Zwek seyn. Nur allein der Mensch kan einen Endzweck der | |||||||
| 26 | Schopfung ausmachen. | |||||||
1501. σ—ψ. L Bl. F 10. R II 314—317. |
||||||||
| 29 | Die orientalische Nationen würden sich aus sich selbst niemals | |||||||
| [ Seite 787 ] [ Seite 789 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||