Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 364 |
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| 815. υ? (ρ3? σ2?) κ3?? M 217'. |
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| 02 | Augen und Ohren haben keinen appetit, weil sie nichts genießen. Daher | |||||||
| 03 | ist ihr Geschmak der reineste, d. i. von aller Dazumischung der Empfindung | |||||||
| 04 | frey. Gleichwohl kan man nicht sagen, Geruch und Schmeken hätten nicht | |||||||
| 05 | auch ihren Geschmak. Der erste ist lediglich vor den Geschmak; aber die | |||||||
| 06 | Beurtheilung geschieht anders: bey jenen durch die Vergleichung vermittelst | |||||||
| 07 | des Verstandes, bey diesen vermittelst der Vergleichung der Sinne. | |||||||
816. υ? (ρ3? σ2?) κ3?? M 217'. E I 638. |
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| 09 | Die Franzosen mehr Geschmak, die Engländer mehr Geist, die | |||||||
| 10 | Deutschen mehr Urtheilskraft, die Italiaener mehr Empfindung. Deutsche | |||||||
| 11 | haben den Geist der Ordnung und Methode, der Regelmaßigkeit, Anstandigkeit, | |||||||
| 12 | Warheit. Geist und Empfindung zusammen macht das | |||||||
| 13 | genie aus. | |||||||
817. υ? (ρ3? σ2?) κ3?? M 217'. |
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| 15 | Geist ist das, was das Gemüth belebt, d. i. dessen Thätigkeiten in | |||||||
| 16 | ein freyes Spiel versetzt; dergleichen ist neuigkeit, erweiterte Aussicht &c &c. | |||||||
| 17 | Die Urtheilskraft bestimmt die Idee, was eigentlich eine Sache seyn oder | |||||||
| 18 | soll. Die Gestalt, wie sie erscheint, muß der Idee nicht wiederstreiten. | |||||||
| 19 | Die Urtheilskraft bindet also und schränkt das Spiel der Sinnlichkeit ein, | |||||||
| 20 | aber sie giebt ihm wahre Einheit und verstärkt dadurch den Eindruck. Das | |||||||
| 21 | Gemüth wird durch rührungen interessirt, durch Geist in Bewegung und | |||||||
| 22 | action versetzt, läuft das Mannigfaltige durch, geht bis zur Idee, von da | |||||||
| 23 | wieder zurük und proportionirt es in seiner Wahl und Verhältnissen nach | |||||||
| 24 | derselben und unter einander. Das Letztere ist Geschmak, welches nichts | |||||||
| 25 | anderes ist als das Urtheil über das Maas und d der Eindrücke, so wie | |||||||
| 26 | sie in so fern es dazu dient, die die gantze Empfindsamkeit der Seele | |||||||
| 27 | proportionirt zu rühren, d. i. (g ihr ) durch keine wiedersprüche irgendwo | |||||||
| 28 | abbruch zu thun. Der Nutze des Geschmaks ist also vornemlich negativ; | |||||||
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