Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 335 |
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| 01 | anderen zu gefallen entsagen. Modestie und Gefalligkeit ist der | |||||||
| 02 | Character, welcher dem Geschmak zum Grunde liegt. Hiebey sind zwar | |||||||
| 03 | nicht Grundsatze, aber doch das, was ihnen Eingang verschaft. Das | |||||||
| 04 | störrische hält viele ab und ist also der Ausbreitung entgegen; daher | |||||||
| 05 | die Tugend selbst vom Geschmak empfehlung entlehnen. | |||||||
| (g | ||||||||
| 06 | * Auf meine Empfindungen zu stürmen, ist unartig. Ich mag | |||||||
| 07 | wohl in Empfindung gesetzt werden, aber so, daß ich immer dieselbe in | |||||||
| 08 | meiner Gewalt behalte. Wenn dieser Grad überschritten ist, so hat der | |||||||
| 09 | andere mir nicht ein Spiel gemacht, sondern mit mir sein Spiel getrieben. | |||||||
| 10 | Den Neigungen des Genusses hat etwas müssen entgegen gesetzt | |||||||
| 11 | werden, welches blos darauf gerichtet ist, daß andre Richter seyn müssen, | |||||||
| 12 | imgleichen auch, worin viele erfodert werden, um uns unsre Bedürfnisse | |||||||
| 13 | zu verschaffen, nicht in dem, was die grobe Bedürfnisse betrift, sondern | |||||||
| 14 | was den fleis und auch die Geschiklichkeit anderer cultivirt. Es ist eine | |||||||
| 15 | triebfeder des Fleisses und Geschiklichkeit. | |||||||
| ) | ||||||||
768. π. M 301'. |
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| 17 | Gefühl, Anschauungen und Begriffe sind die verschiedenen Zweke, | |||||||
| 18 | worauf sich der Dichter lenkt. Je roher der Leser ist, desto mehr gilt das | |||||||
| 19 | erste. Denn das Zweyte, und endlich das Dritte. Jetzt müssen Anschauungen | |||||||
| 20 | und Gefühle den Begriffen nur zur Hilfe kommen, aber ihnen | |||||||
| 21 | nicht verdunkeln oder erst überschreyen. Die franzosen sind nicht zu | |||||||
| 22 | weichlich vor starke Eindrüke, sondern zu delicat in der Wahl. Man will | |||||||
| 23 | mit sich nicht spielen lassen, um sich zu beunruhigen. | |||||||
769. π? ρ1? ξ?? M 306. |
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| 25 | Der moralische Geschmak ist das Vermögen, an demienigen, was | |||||||
| 26 | zur beym Guten zur Allgemeinheit gehöret, Wohlgefallen zu finden. | |||||||
| 27 | Der ästhetische Geschmak: das Vermögen, an dem, was beym sinnlichen | |||||||
| 28 | Wohlgefallen zur allgemeinheit desselben gehöret, wohlgefallen zu finden. | |||||||
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