Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 144 |
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| 368. φ1. M 213. E I 167. Zu M §. 592: |
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| 02 | Warum manchen Tag alle phantasien so laufen, als wenn es der | |||||||
| 03 | folgende Tag wäre, oder als wenn morgen der Tag wäre, der erst übermorgen | |||||||
| 04 | ist? | |||||||
369. φ—λ? (σ?) M 203. Zu M §. 571: |
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| 06 | Die phantasie peccirt entweder in defectu (schwach) oder excessu | |||||||
| 07 | (ausschweifend); die letztere ist entweder Zügellos, so fern sie nicht unter | |||||||
| 08 | der Macht der Willkühr steht, oder Regellos, so fern sie nicht der | |||||||
| 09 | Regel des Verstandes wiederspricht. | |||||||
| 10 | Die Phantasie bedarf einer disciplin, die Einbildungskraft einer instruction. | |||||||
| 11 | Man muß iene bändigen, diese fruchtbar und regelmäßig machen. | |||||||
370. ψ3. M 202'. E I 170. 171. |
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| 13 | (g Hauptstück des genies. Cultur durch Gedichte. ) | |||||||
| 14 | Einbildungskraft ist die Dienerin uns der anderen Krafte, des | |||||||
| 15 | Witzes, des Verstandes &c &c. Es ist eine Art von Sinn, der die Gegenstände | |||||||
| 16 | nach Belieben herbey zaubern oder verjagen, in Helligkeit setzen | |||||||
| 17 | und verdunkeln kan. Sie ist die nothwendigste aller Erkentniskrafte nächst | |||||||
| 18 | den Sinnen, kan aber den Mangel eines derselben nicht ganz ersetzen. | |||||||
| 19 | (g Dichtend oder Erinnernd. ) Sie ist der Wilkühr unterworfen. | |||||||
| 20 | Phantasie ist unser guter genius oder daemon, welcher die Herrschaft | |||||||
| 21 | unserer Wilkühr verachtet und sich, ob sie gleich disciplinirt seyn möchte, | |||||||
| 22 | doch oft in Freyheit setzt und mit dem Menschen davon rennt (g unserer | |||||||
| 23 | Willkühr zu unterwerfen ). Sie ist die Qvelle aller unserer freuden entzückendesten | |||||||
| 24 | Freuden, imgleichen unserer Leiden. Die Liebe lebt blos durch | |||||||
| 25 | sie. Eh Die Ehre ist gleichsam ein Luftwesen, was blos in ihr eine Wirklichkeit | |||||||
| 26 | hat. Der Geitz dient blos der phantasie vom glücklichen Leben, das | |||||||
| 27 | durch so viel Glücksgüter möglich ist. Die phantasien erstrecken sich bis | |||||||
| 28 | zum Grabe hin. Trocken oder lustig zu liegen, auf Grabsteinen gelesen zu | |||||||
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