Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 202 |
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Text (Kant):
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| 01 | geschähe, denn eben dadurch kann das meiste bewirkt werden, wenn | ||||||
| 02 | gezeigt wird, daß es Pflicht ist für das Wohl seiner Nebenmenschen | ||||||
| 03 | zu sorgen ohne weiter Vorteile davon zu haben, Beispiele wie Sie | ||||||
| 04 | selbst in der Tugendlehre sagen, tragen zur Kultur des großen Haufens | ||||||
| 05 | das meiste bei, und ich habe diese Behauptung durch selbst gemachte | ||||||
| 06 | Erfahrungen bestätigt gefunden. Wenn Sie sich daher bemühen wollten | ||||||
| 07 | in dieser Hinsicht eine Aufforderung an alle Menschen die ihrer hohen | ||||||
| 08 | Würde gemäs handeln wollen ergehen zu laßen und zugleich eine | ||||||
| 09 | Methode vorschlügen der dem Zwekke entspräche, so würde die Menschheit | ||||||
| 10 | unendlich viel gewinnen. O thun Sie es! ich bitte Sie bei allem | ||||||
| 11 | was Ihnen heilig ist darum, ich versichere Ihnen daß ein einziger | ||||||
| 12 | Aufsaz von Ihnen in dieser Hinsicht eine außerordentliche Würkung | ||||||
| 13 | hervorbringen würde. In der festen Uberzeugung keine Fehlbitte gethan | ||||||
| 14 | zu haben bin ich mit aller Achtung | ||||||
| 15 | Ihr | ||||||
| 16 | aufrichtig ergebner | ||||||
| 17 | Freund | ||||||
| 18 | Berlin den 19ten Sept. | Hahnrieder. | |||||
| 19 | 1797. | ||||||
| 778. | |||||||
| 21 | Von Iohann Erich Biester. | ||||||
| 22 | 20. Sept. 1797. | ||||||
| 23 | Ich bin Ihnen, Theurester Gönner und Freund, meinen besten | ||||||
| 24 | Dank schuldig, daß Sie die Berl. Blätter durch Ihre gütige Unterstützung | ||||||
| 25 | befördern helfen wollen. Die beiden mir zugesandten Aufsätze | ||||||
| 26 | sind von mir und gewiß von Iedermann mit großem Vergnügen gelesen | ||||||
| 27 | worden, obgleich mit ganz verschiedenartiger Ursache der Empfindung: | ||||||
| 28 | der eine, Ihr Aufsatz, muß eine freudige Bewunderung; | ||||||
| 29 | der andere (der Schlettweinsche Brief) eine Lachen=erweckende Verwunderung | ||||||
| 30 | erregen. - - Sie sind zugleich so gütig mir noch einige | ||||||
| 31 | Aufsätze zu versprechen; wie kann und soll ich Ihnen meine Erkenntlichkeit | ||||||
| 32 | zeigen? | ||||||
| 33 | Mit der größten Freude wird die lesende Welt Ihre Anthropologie | ||||||
| 34 | empfangen; es ist vortreflich daß Sie dieselbe noch in diesem Iahre | ||||||
| 35 | der Druckerei übergeben, da man sie schon so lange zu sehen gewünscht | ||||||
| 36 | hat. | ||||||
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