Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 169 |
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| 01 | Philosophie auf die Unterscheidung der Sinnlichkeit vom Verstande | ||||||
| 02 | mehr als ich gedrungen. Ich thue es unter dem Ausdrucke: daß ein | ||||||
| 03 | Begriff nur sofern Sinn und Bedeutung habe, sofern das ursprüngliche | ||||||
| 04 | Verstandesverfahren in den Categorien ihm als Basis unterliegt, | ||||||
| 05 | welches der Sache nach einerley mit Ihrer Behauptung ist, daß die | ||||||
| 06 | Categorien lediglich auf Anschauungen Anwendung haben, welchen | ||||||
| 07 | Ausdruck ich aber meines Gesichtpuncts wegen wählte. Eigentlich | ||||||
| 08 | liegt aber der ganze Grund Ihres Briefes und was auf Sie Eindruck | ||||||
| 09 | gemacht hat, in der Nachricht die Ihnen Herr Schultz giebt, daß ich | ||||||
| 10 | auf den Titel meiner Schrift: auf Anrathen K- gesetzt habe und | ||||||
| 11 | er erregt die Besorgniß, daß das Publicum deswegen glauben werde, | ||||||
| 12 | daß Sie meine vermeyntlich falsche Vorstellungsart für gültig anerkennen | ||||||
| 13 | und so Ihre eigene Arbeit durch mich umwerfen lassen. | ||||||
| 14 | Wirklich deswegen habe ich Ursache gegen ihn unwillig zu seyn. Die | ||||||
| 15 | Sache verhält sich so. Da ich dem Buchhändler Hartknoch meinen | ||||||
| 16 | Standpunct antrug, so trug ich sie ihm als eine vor sich bestehende | ||||||
| 17 | Schrift an, die gar nichts mit dem Auszuge zu thun hatte. Er antwortete | ||||||
| 18 | mir von Riga aus und bat mich sie mit zwey Titeln (auf | ||||||
| 19 | der einen Seite: Standpunct etc und auf der andern: Auszug etc) | ||||||
| 20 | ausgehen zu lassen. Ich sahe nichts Unrechtes darin und that was | ||||||
| 21 | er wollte, wohl aber mit der Vorsicht, daß ich nicht auf dem Titelblatt | ||||||
| 22 | des Standpuncts auf Ihr Anrathen und nur auf dem andern | ||||||
| 23 | es setzte, weil ich dieses (was den Auszug überhaupt betraf) thun | ||||||
| 24 | konnte. Indessen wenn ich geirrt habe, so habe ich doch nichts verbrochen | ||||||
| 25 | und ich bin bereit die Sache bey der ersten Gelegenheit gut | ||||||
| 26 | zu machen, nähmlich zu erklären, daß der Standpunct nicht auf Ihr | ||||||
| 27 | Anrathen geschrieben worden sey, wiewohl ich auch nicht einsehen kann, | ||||||
| 28 | daß das Wort: Anrathen überhaupt etwas anderes sagen kann, als | ||||||
| 29 | daß Sie mich überhaupt für einen Mann halten der eine der Beachtung | ||||||
| 30 | des Publicums werthe Sache produciren könne. Die Sache kann | ||||||
| 31 | aber auf mehrere Art gut gemacht werden. Vor allen Dingen wünsche | ||||||
| 32 | ich es nicht auf eine, denjenigen Leuten, die die critische Philosophie | ||||||
| 33 | wie den Tod hassen, willkommene Weise zu thun, welches durch eine | ||||||
| 34 | in die Lit. Zeitung oder in Iakobs Annalen inserirte Nachricht geschehen | ||||||
| 35 | würde; denn bey aller Vorsicht im Ausdruck würden diese | ||||||
| 36 | Zänkerey und Uneinigkeit wittern, welches der guten Sache schaden | ||||||
| 37 | würde. Am beßten geschehe es in der Vorrede zu einer Schrift. Ich | ||||||
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