Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 067 |
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Text (Kant):
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| 01 | aller geringste spur finden können, von dieser allererfreulichsten Menschen | ||||||
| 02 | Pflicht. | ||||||
| 03 | in der vorrede zu Ihrer Religion sagen sie: "die Morall, so fern | ||||||
| 04 | "sie auf dem Begriffe des Menschen, als eines freien, eben darum | ||||||
| 05 | "aber auch sich selbst durch seine vernunft an unbedingte gesetze Bin"denden | ||||||
| 06 | wessens gegründet ist, bedarf weder der jdee eines anderen | ||||||
| 07 | "wessens über ihm, um seine Pflicht zu Erkennen, noch einer | ||||||
| 08 | "anderen Triebfeder als des gesätzes selbst, um sie zu beobachten, | ||||||
| 09 | "wenigstens ist es seine eigene Schuld, wen sich ein solches Bedürfnü | ||||||
| 10 | an ihm vorfindet, dem aber als dan auch durch nichts anders | ||||||
| 11 | "abgeholffen werden kan; weill was nicht aus ihm selbst und seiner | ||||||
| 12 | "freiheit entspringt, keinen ersatz für den Mangel seiner Morallität | ||||||
| 13 | "abgiebt - sie bedarf also zum Behuf ihrer selbst, so wohl obiektiv | ||||||
| 14 | "was das wollen, als subiektiv was das können betrift keines weeges | ||||||
| 15 | "der Religion. | ||||||
| 16 | Die Thiere haben keine vernunft, der mangel der vernunft ist | ||||||
| 17 | die ursache das die Thiere sich nicht darüber freuen können das ein | ||||||
| 18 | Gott ist, sie können sich nicht darüber freuen das Gott so gütig ist | ||||||
| 19 | als Er ist. es ist mir aber unbegreiflich, was die ursache sein mag, | ||||||
| 20 | das mein vernünftiger Bruder, Immanuel Kant nicht eben so wohl | ||||||
| 21 | als ich, sich darüber freuen kan , oder sich nicht darüber freuen will | ||||||
| 22 | das Gott so gütig ist als Er ist. sie sind Ia ein vernünftiges | ||||||
| 23 | wessen, was haben sie für Hindernüsse in sich selbst, oder ausser sich | ||||||
| 24 | selbst, wodurch Ihre freiheit so unermeßlich eingeschrencket worden ist, | ||||||
| 25 | wodurch Ihre freiheit so unermeßlich klein geworden ist, das sie sich | ||||||
| 26 | nicht darüber freuen können, oder nicht freuen wollen, das Gott so | ||||||
| 27 | gütig ist als Er ist. Sie sind so vernünftig daß das Radicale Böse | ||||||
| 28 | im Menschen von Ihnen nicht geläugnet wird, sie läugnen auch nicht | ||||||
| 29 | daß das Radicale Böse, die freiheit im guten sehr einschräncket,die | ||||||
| 30 | freiheit im guten sehr hindert, und gleich wohl reden sie in Ihrer | ||||||
| 31 | vorrede zur Religion von der freiheit des Menschen als ob die freiheit | ||||||
| 32 | des Menschen so unermeßlich Groß währe, das dieselbe durch die | ||||||
| 33 | allergrösten jnnerliche, und äusserliche Hindernüsse nicht im aller Mindesten | ||||||
| 34 | eingeschrencket werden könte, da sie doch als ein vernünftiger | ||||||
| 35 | Mensch aus der Francösischen Revolutions Geschichte es wissen können | ||||||
| 36 | das die furcht für der Guillotine die freiheit vieller Tausend Francosen | ||||||
| 37 | nicht wenig eingeschrencket hat. Eine solche einschränckung Ihrer freiheit, | ||||||
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