Kant: AA XI, Briefwechsel 1791 , Seite 309 |
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| 01 | Ideal angenomen, so wurde es da ihm kein Object correspondirte | ||||||
| 02 | und doch jeder eine neue Entdeckung daran machen wollte, zum Phantom, | ||||||
| 03 | und in dieser Gestalt blieb es den Scharfsichtigen und Boshaften nicht | ||||||
| 04 | mehr heilig genug um nicht zu betrügerischen Absichten gebraucht zu | ||||||
| 05 | werden. Ein gleiches Schiksaal hatte auch der Begriff von Hochverrath | ||||||
| 06 | und seine gerechteste Bestraffung die Achtserklärung. | ||||||
| 07 | Gleiches Schiksaal werden alle philosophische Kenntnisse noch immer | ||||||
| 08 | haben, biß sich die Menschen an dem behutsamen Geist des philosophirens | ||||||
| 09 | allgemein gewöhnen, den Sie ihnen zeigen. Ich weiß nicht | ||||||
| 10 | ob ich mich deutlich über meine lezte Meinung ausdrücken konnte, ich | ||||||
| 11 | zweifle selbst daran, aber ich hoffe daß Ihre Erinnerung mir dazu | ||||||
| 12 | verhelfen werden. | ||||||
| 13 | Leben Sie noch lange wohl | ||||||
| 14 | Ihr | ||||||
| 15 | Sie innigst verehrender | ||||||
| 16 | Io. Benj. Erh. | ||||||
| 17 | N. S. Meine Addreße ist an HE. Franz Paul Baron von Herbert | ||||||
| 18 | in Clagenfurth. | ||||||
| 498. | |||||||
| 20 | Von Carl Friedrich Stäudlin. | ||||||
| 21 | Göttingen den 9. Nov. | ||||||
| 22 | 1791. | ||||||
| 23 | Erlauben Sie, groser, verehrungswürdiger Mann, daß ich Ihnen beiliegenden | ||||||
| 24 | unvollkommenen Versuch mit denjenigen ehrerbietigen Empfindungen | ||||||
| 25 | überreiche, von denen ich längst gegen Sie durchdrungen | ||||||
| 26 | bin. Zwar ist der Hauptinhalt diser Schrifft christlich-theologisch, aber, | ||||||
| 27 | da ich voraussezen kann, daß auch diser Gegenstand Sie interessirt, | ||||||
| 28 | da Sie selbst das Interesse, welches Sie daran nehmen, schon öffters | ||||||
| 29 | öffentlich geäussert haben, so hab, ich es um desto eher gewagt, sie | ||||||
| 30 | Ihnen selbst vorzulegen und mir einige Aufmerksamkeit darauf von | ||||||
| 31 | Ihnen zu versprechen. | ||||||
| 32 | Der Himmel seegne ferner Ihre edlen und grosen Bemühungen | ||||||
| 33 | zur Aufklärung Ihres Zeitalters und zur Beförderung wahrer Moralität | ||||||
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