Kant: AA X, Briefwechsel 1787 , Seite 510 |
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Text (Kant):
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| 01 | durch den ihm diese gedrukte Nachricht zu handen komt,) der obgedachten | ||||||
| 02 | Geselschaft seine Gesinnungen und Wünsche zu erklären, und | ||||||
| 03 | dabei seinen Stand und Wohnsiz deutlich anzuzeigen. | ||||||
| 04 | Niemand darf dabei besorgen, daß er zu irgend einer Verbindung, | ||||||
| 05 | oder Geschäft, oder Geldbeitrag werde genöthiget werden. Die Geselschaft | ||||||
| 06 | ist zufrieden, wenn sie jezt die Menschen - aus allen Ständen | ||||||
| 07 | welche die Aufklärung lieben, kennen lernt, und überläßt es der freyen | ||||||
| 08 | Wahl eines jeden, ob er nach geschehener Prüfung des Plans, ein | ||||||
| 09 | bloßer Freund derselben, oder ihr Mitglied und Theilnehmer an ihren | ||||||
| 10 | Geschäften werden will. | ||||||
| 11 | Nur das einzige verlangt billigermaßen die Geselschaft von dem, | ||||||
| 12 | der mit ihr in Korrespondenz treten will, daß er die Kosten trage, die | ||||||
| 13 | er selbst ihr dadurch verursacht. Und da sie für diß große Unternehmen | ||||||
| 14 | ein eignes aus 4 Personen bestehendes Sekretariat in ihrem | ||||||
| 15 | Centro unterhalten muß, so wird jeder der sich schriftlich an sie wendet, | ||||||
| 16 | und sie zu Mittheilung ihres Plans auffodert, theils für Schreibung | ||||||
| 17 | und Expedirung der Briefe, die er nach und nach von ihr erhält, theils | ||||||
| 18 | für die Kopialien dessen, was sie ihm zuschickt, wenigstens einen Thaler | ||||||
| 19 | beilegen müssen, wenn die Geselschaft für das erste Iahr ihrer Wirksamkeit | ||||||
| 20 | in Absicht auf Kosten schadlos gehalten werden soll. | ||||||
| 21 | Daß übrigens die Geselschaft sich vor der Hand äuserlich verbirgt | ||||||
| 22 | und die Namen ihrer Mitglieder nicht dem Publikum Preiß giebt, | ||||||
| 23 | ist wohl jedem Weltklugen begreiflich, der es weiß, wie oft schon die | ||||||
| 24 | litterarische Klatscherei und der schriftstellerische Muthwille gesezten | ||||||
| 25 | Männern die Lust vergällt hat, öffentlich erschienen zu seyn. | ||||||
| 26 | Und eben so leicht ist es einzusehen, daß sie den Ort und die | ||||||
| 27 | wenigen Personen, welche das Centrum dieser Verbrüderung ausmachen, | ||||||
| 28 | selbst ihren Mitgliedern, vor anfangs und so lange verbirgt, | ||||||
| 29 | bis sie eines jeden persönliche Lage, Karakter und Gesinnungen gehörig | ||||||
| 30 | erkannt und mit dem großen Zwecke, den sie sich vorgesezt, übereinstimmend | ||||||
| 31 | gefunden hat. Denn wer mit kaltem Blute überlegt, wie | ||||||
| 32 | wichtig es ist, daß auf der einen Seite die zu errichtende Verbrüderung | ||||||
| 33 | Einheit bekomme, und daß sie auf der andern Seite auch für die entfernteste | ||||||
| 34 | Möglichkeit einer auf ihre Zerstöhrung abzwekkende Kabale | ||||||
| 35 | gesichert werde, wird diese Verborgenheit im allerhöchsten Grade unvermeidlich | ||||||
| 36 | finden und durch diese Betrachtung über seine Neugier siegen | ||||||
| 37 | können. | ||||||
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