| Kant: AA X, Briefwechsel 1785 , Seite 398 | |||||||
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| 01 | Meine moralische Abhandlung war etwa 20 Tage vor Michael | ||||||
| 02 | in Halle bey Grunert; aber er schrieb mir, daß er sie auf der Messe | ||||||
| 03 | nicht fertig schaffen könnte, und so muß sie bis Ostern liegen bleiben; | ||||||
| 04 | da ich denn von der Erlaubniß, die Sie mir geben, Gebrauch machen | ||||||
| 05 | werde. | ||||||
| 06 | Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung | ||||||
| 07 | Ihr | ||||||
| 08 | Königsberg | ergebenster | |||||
| 09 | d. 31. Dec. 1784. | I Kant. | |||||
| 237. | |||||||
| 11 | Von Christian Gottfried Schütz. | ||||||
| 12 | 18. Febr. 1785. | ||||||
| 13 | Verehrungswürdigster Herr Professor! | ||||||
| 14 | Sie können nicht glauben, wie sehr ich mich gesehnet habe Ihnen | ||||||
| 15 | auf Ihr letztes mir unschätzbares Schreiben endlich einmal antworten | ||||||
| 16 | zu können. Die ersten Geschäfte mit der Allg. Lit. Zeitung haben | ||||||
| 17 | mich bisher immer daran verhindert. | ||||||
| 18 | Ihre Recension von Herder werden Sie nun wohl schon im Abdruck | ||||||
| 19 | wieder gesehn haben. Ieder der unbefangen urtheilt hält sie | ||||||
| 20 | für ein Meisterstück von Präcision, und was wollen Sie sagen, viele | ||||||
| 21 | erkannten Sie darinn. Ich darf Ihnen sagen, daß diese Recension, | ||||||
| 22 | da sie mit in die Probebogen kam, gewiß sehr viel zu dem Beyfall | ||||||
| 23 | beygetragen, den die A. L. Z. erhalten hat. | ||||||
| 24 | Hr. Herder soll indessen sehr empfindlich darüber gewesen seyn. | ||||||
| 25 | Ein junger Convertit Namens Reinhold, der sich in Wielands Hause | ||||||
| 26 | zu Weimar aufhält, und bereits im Mercur eine gräuliche Posaune | ||||||
| 27 | über Herders Werke angestimmt hatte, will gar eine (si diis placet) | ||||||
| 28 | Widerlegung Ihrer Recension in dem Februarstück des d. Mercur | ||||||
| 29 | einrücken. Ich sende Ihnen dis Blatt sobald ichs erhalte zu. Gern | ||||||
| 30 | höchst gern würden es die Unternehmer sehn, wenn Sie sodann darauf | ||||||
| 31 | antworten wollten. Scheints Ihnen aber der Mühe nicht werth, so | ||||||
| 32 | will ich schon für eine Replic sorgen. | ||||||
| 33 | Mein Gott, und Sie konnten schreiben, Sie thäten aufs honorarium | ||||||
| 34 | Verzicht wenn etc. Sie konnten glauben, eine Recension, wie die Ihrige, | ||||||
| 35 | dürfte nicht genehm seyn! Mir brachen die Thränen unfreywillig aus, | ||||||
| 36 | als ich das laß. Eine solche Bescheidenheit von einem Manne wie Sie! | ||||||
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