| Kant: AA X, Briefwechsel 1784 , Seite 388 | |||||||
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| 01 | Verhältniß; vor einigen Tagen erhielt ich aus Wien von ihm, ein sehr | ||||||
| 02 | verbindliches Schreiben: Vieler Kampf wird mir noch freilig bevorstehen: | ||||||
| 03 | wenn ich nur dabei Gesundheit des Leibes und Ruhe der Seele | ||||||
| 04 | behalte, so hoffe ich doch zu überwinden. Von Ihrem Herzen bin ich | ||||||
| 05 | überzeugt, daß Sie mir dies wünschen, und an meinem Schiksaal | ||||||
| 06 | Theil nehmen werden. - Von dem Prediger Villaume kommt diese | ||||||
| 07 | Ostern eine Schrift über das Übel heraus, dieser hat sich zum Gegner | ||||||
| 08 | meiner Theorie aufgeworfen; er hat mir seine weitläufigen Einwürfe | ||||||
| 09 | mitgetheilt, ich schrieb ihm, er möchte sie alle drukken laßen, indem | ||||||
| 10 | ich in der Folge, da ich diese Materie wieder von neuen bearbeiten | ||||||
| 11 | würde, darauf Rüksicht nehmen und dieselben beantworten dürfte: Mir | ||||||
| 12 | ist für diesen Einwürfen nicht sehr bange. Aber bestimmter werde ich | ||||||
| 13 | alsdenn meine Säzze ausführen. Was Ew. Wohlgeb. wegen eines | ||||||
| 14 | politischen Despotismuß fürchten, fürchte ich auch - aber auch von | ||||||
| 15 | der andern Seite her, deren ich schon neulig gedacht. Die Großen | ||||||
| 16 | sind von Schwärmerei angestekt - und die Iesuiten - - Zukünftigen | ||||||
| 17 | Monath werde ich, was alle dise Sachen betrift, viel neues erfahren, | ||||||
| 18 | indem ein ansehnlicher vornehmer Mann aus Berlin, der mein Freund | ||||||
| 19 | ist, hier durch reiset und sich einige Tage hier aufhalten wird: schriftlich | ||||||
| 20 | in Briefen getrauet man sich nicht viel zu schreiben. Eine gewiße | ||||||
| 21 | Macht, die so sehr viel zur Denkfreiheit beigetragen, ist izt sehr | ||||||
| 22 | im Druk. - | ||||||
| 23 | Mit der größten Verehrung bin ich | ||||||
| 24 | Ew. Wohlgeb. | ||||||
| 25 | den 3 April 84 | Gehorsamster Diener | |||||
| 229. | |||||||
| 27 | An Georg Friedrich von Hülsen. | ||||||
| 28 | 1. Mai 1784. | ||||||
| 29 | Hochwohlgebohrner | ||||||
| 30 | Insonders hochzuehrender Herr | ||||||
| 31 | Das mir von Ew. Hochwohlgeb. aufgetragene Geschäffte würde | ||||||
| 32 | längst ausgerichtet haben, hätte mir nicht HE Castell nach der Hand | ||||||
| 33 | sein erstes Vorhaben wieder aufkündigen lassen und wäre mir nicht | ||||||
| 34 | glaubhaft berichtet worden: daß Sie auch überdem dem Feldprediger | ||||||
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