| Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 313 | |||||||
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| 01 | guten Ruf stehet anzeigten. Sie müßen mich nicht hier mißverstehen, | ||||||
| 02 | theurester Mann - Ich verlange nicht ein Lob daß ich nicht verdiene; | ||||||
| 03 | allein ohne daß ich gelobt werde, kann doch unter solchen Ausdrükken | ||||||
| 04 | von mir geredet werden, die Vortheilhaft für mich seyn und die gelehrte | ||||||
| 05 | Welt in gewißer Absicht mehr aufmerksam machen können; und | ||||||
| 06 | eben dies können Sie nur allein, da Sie mich näher kennen, und so | ||||||
| 07 | viele Umstände von mir wißen, dies aber andern gar nicht bekannt | ||||||
| 08 | ist. Sollte aber die Erfüllung dieser Bitte im geringsten Ihrer | ||||||
| 09 | Denkungsart entgegen streben, so stehe ich gleich von derselben ab. | ||||||
| 10 | Auch nur in diesem einzigen Fall, da ich izt den ersten öffentlichen | ||||||
| 11 | Schritt in die Welt thue, und ich wenig hohe Beförderer zu meinem | ||||||
| 12 | Glük habe, sondern mich blos durch mich selbst helfen und durcharbeiten | ||||||
| 13 | muß, konnte ich mir eine solche Bitte an Sie erlauben: unter | ||||||
| 14 | andern als diesen Verhältnißen würde es von meiner Seite eine verspottungswerthe | ||||||
| 15 | Eitelkeit zum voraus sezzen. Ich hoffe, daß Sie nunmehr | ||||||
| 16 | mir diese Bitte nicht mißdeuten werden. | ||||||
| 17 | Mein Vater hat mir geschrieben daß er mir einen Logis bei einem | ||||||
| 18 | seiner Bekannten in Berlin ausmachen wolle: ich werde mich also | ||||||
| 19 | dort wohl ungefehr 14 Tage aufhalten, und besonders bei dieser Gelegenheit | ||||||
| 20 | die Bekanntschaft der Gelehrten suchen: dürfte ich mir daher | ||||||
| 21 | nicht einige Emphelungsschreiben und Adreßen von Ihnen erbitten: | ||||||
| 22 | es würde mir dies den Zutritt zu denselben um desto eher bahnen, | ||||||
| 23 | und vieleicht auch in der Zukunft von guten Folgen für mich seyn: | ||||||
| 24 | HE Kriegrath Dohm und HE von Irwing werden mir auch hiezu Gelegenheit | ||||||
| 25 | geben; doch wird eine Emphelung aus Königsberg selbst wo | ||||||
| 26 | ich herkomme, und zumahl vom Prof. Kant, im Stande seyn, mir eine | ||||||
| 27 | noch weit günstigere Aufnahme zu verschaffen, und beßeres Vorurtheil | ||||||
| 28 | gegen mich rege zu machen. Ich werde von Koniz aus noch einmahl | ||||||
| 29 | an Ew. Wohlgeb. schreiben und die Zeit meiner Abreise melden, die | ||||||
| 30 | zu Ausgang des Mais einfallen dürfte, und an diesen Ort (: nach | ||||||
| 31 | Koniz :) würde ich also bitten daß Sie mir diese adreßen übermachten, | ||||||
| 32 | wenn Sie anders auf diese Bitte Rüksicht nehmen sollten. | ||||||
| 33 | HE Kanzler von Springer hat meinen Vater ausdrüklich ersucht, | ||||||
| 34 | mich ia nach Hause kommen zu laßen, indem er ganz gewiß glaube | ||||||
| 35 | mich nach einiger Zeit, (: zumahl wenn ich nur erst etwas mehr bekannt | ||||||
| 36 | würde :) als ordentlicher akademischer Lehrer in Erfurt, Gießen | ||||||
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