| Kant: AA X, Briefwechsel 1732 , Seite 288 | |||||||
| Zeile: 
 | Text (Kant): 
 | 
 
 | 
 
 | ||||
| 01 | muntre geistvolle Mädchen, Charlotte, und Minna, und dann an die | ||||||
| 02 | Stelle meine[s] Eduards denn ich schon für einigen Iahren verlor, ein | ||||||
| 03 | frischer Friedrich Wilhelm, welcher nun bald sein 1 stes Iahr durchlebt | ||||||
| 04 | hat. Das ist nun so, eine flüchtig angelegte Squizze, meiner gegenwärtigen | ||||||
| 05 | Lage. Für deren Mittheilung, ich dich recht sehr mein Bruder | ||||||
| 06 | bitte, mir doch auch wieder einmahl etwas, von deinem Gesundheits | ||||||
| 07 | Zustande, von deiner Zufriedenheit, von deiner litterarischen Würksamkeit, | ||||||
| 08 | und dann auch davon Nachricht zu ertheilen, wie es, unsren | ||||||
| 09 | verehrungswürdigen Verwandten, Oheim, und Tante Richter, und unsren | ||||||
| 10 | Schwestern ergehet. So sehr bin ich doch noch nicht depayisirt, da | ||||||
| 11 | mir meine Vaterstadt mein Geschwister, und meine Verwandte ganz | ||||||
| 12 | gleichgültig geworden. Deine Critic der gereinigten Vernunft, hat hir | ||||||
| 13 | die Stimmen aller Denker. Rude donatus, wirst du als Autor doch | ||||||
| 14 | wohl noch nicht seyn. Könte denn wohl dein Bruder nicht auf den | ||||||
| 15 | kleinen Vorzug Anspruch machen, zum voraus, ehe das Publicum dich | ||||||
| 16 | liest, unterrichtet zu seyn, womit du es beschenken wilst.? Lebe glücklich | ||||||
| 17 | und heiter mein Bruder, erfreue mich bald mit einem Briefe auf den | ||||||
| 18 | ich sehnlich warte und liebe deinen Bruder | ||||||
| 19 | Ioh. Heinrich Kant. | ||||||
| 20 | Altrahdensches Pastorat den 10. Sept 1782. | ||||||
| 21 | Liebster Herr Bruder | ||||||
| 22 | Ich schließe mich an meinen Man an, mit den herzlichsten Dancke | ||||||
| 23 | für das furtrefliche werck das Sie mir geschenckt haben aus dem ich | ||||||
| 24 | mich zu einer Profeßorin, in der wirthschaft studieren will | ||||||
| 25 | Lieben Sie doch eine Schwägerin, die ohne Hofnung Sie Iemahls | ||||||
| 26 | persönlich zu umarmen, Ihnen ihr Herz widmet. Meine kleinen Töchter, | ||||||
| 27 | empfehlen sich ihrem oncle und würden wenn es möglich wäre gerne herüber | ||||||
| 28 | fliegen Ihm die Hand zu küßen, Meineme kleinen Sohne müßen Sie | ||||||
| 29 | auch gut seyn. Es ist ein guter Iunge, der Ihrem Namen, dereinst | ||||||
| 30 | keine Schande machen soll dencken Sie dann an uns alle, und Besonders, | ||||||
| 31 | an Ihre | ||||||
| 32 | Ihnen mit Wärme | ||||||
| 33 | ergebene Schwester | ||||||
| 34 | Maria Kant | ||||||
| [ Seite 287 ] [ Seite 289 ] [ Inhaltsverzeichnis ] | |||||||