| Kant: AA X, Briefwechsel 1774 , Seite 170 | |||||||
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| 01 | Es sollte mir sehr angenehm seyn, wenn Sie ihr gethanes Versprechen, | ||||||
| 02 | mir von Zeit zu Zeit von ihren Arbeiten etwas mitzutheilen, | ||||||
| 03 | erfüllen würden. Mein hiesiges Amt fordert von mir auf | ||||||
| 04 | dergleichen Arbeiten, wie ihre Critik der reinen Vernunft recht aufmerksam | ||||||
| 05 | zu seyn. | ||||||
| 06 | Die Periodische Schrift, von welcher ich mit Ihnen sprach soll | ||||||
| 07 | nun mit dem Anfang des künftigen Iahres ihren Anfang nehmen; | ||||||
| 08 | und dem zu folge, was ich schon habe, und was ich noch, besonders | ||||||
| 09 | von ihnen hoffe, soll diese Schrift wichtig genug werden. | ||||||
| 10 | Noch leg' ich Ihnen hier eine Nachricht bey, welche Ihnen aus | ||||||
| 11 | dem Merkur und anderen Zeitungen schon bekannt seyn muß, von | ||||||
| 12 | dem Wurzellexiko meines Freundes des HE: Pf. Fuldas. Diß Werk verdient | ||||||
| 13 | Unterstützung und Empfehlung. Ich ersuche Sie, es in Königsberg | ||||||
| 14 | zu empfehlen, wenn Sie Gelegenheit haben, und mir die Zahl | ||||||
| 15 | der Subscribenten alsdann zuzusenden. Ich wünsche nichts mehr, | ||||||
| 16 | als Gelegenheit, Ihnen zu beweisen, wie viel ich Ihnen zu danken | ||||||
| 17 | hatte, ehe Sie mich und ich Sie persönlich kannte. | ||||||
| 18 | Mit unserm akademischen Gymnasium geht es recht sehr gut. | ||||||
| 19 | Der Herzog hat das Versprechen gethan, zum Vortheil der hiesigen | ||||||
| 20 | Akademie, eine gewisse ansehnliche Summe Gelds zu Preisaufgaben | ||||||
| 21 | auszusetzen. Kürzlich hat er auch die Germershausische Bibliothek in | ||||||
| 22 | Berlin für 2000 Dukaten gekauft. | ||||||
| 23 | Herr Prof. Beitler, der als Prof. der Mathematik hieher gekommen | ||||||
| 24 | ist, wird nächstens auf des Herzogs Kosten mit einer mathematischen | ||||||
| 25 | Untersuchung auftretten, welche ihm eine ansehnliche Stelle | ||||||
| 26 | unter den Mathematikern geben wird. | ||||||
| 27 | Mehr Nachrichten werd' ich Ihnen geben koennen, wenn nun | ||||||
| 28 | alles hier in Ordnung gebracht seyn wird. Wir sind uns nun, wie | ||||||
| 29 | mich dünkt, die nächsten Nachbarn, da ich in einer grossen Entfernung | ||||||
| 30 | sonst keine Seele kenne; und meine Verweisung oft genug | ||||||
| 31 | fühle. Lassen Sie michs oft erfahren, daß wir uns nahe sind. Leben | ||||||
| 32 | Sie glücklich. Ich bin von ganzem Herzen | ||||||
| 24 | Hartmann. | ||||||
| 33 | Ihr | ||||||
| 34 | Mitau, den 4ten | ||||||
| 35 | Sept. 1774. | ||||||
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