| Kant: AA X, Briefwechsel 1770 , Seite 096 | |||||||
| Zeile: 
 | Text (Kant): 
 | 
 
 | 
 
 | ||||
| 01 | itzt durch Ew: Excellentz vorzügliche Gnade bekleide, habe die Ehre durch | ||||||
| 02 | meinen bisherigen auditorem in Unterthanigkeit zu insinuiren, welcher | ||||||
| 03 | sie als respondent vertheidigt hat und ein jüdischer studiosus medicinae | ||||||
| 04 | von Verdiensten ist. Diese academische Probschrift, ob sie mir zwar | ||||||
| 05 | einiges von Wichtigkeit zu enthalten scheint, kommt dem Wunsche doch | ||||||
| 06 | lange nicht bey, etwas zu leisten was Ew: Excellentz gnädiger Erwartung | ||||||
| 07 | und rechtmäßiger Foderung entspräche. Meine künftige | ||||||
| 08 | Bemühungen werden darauf gerichtet seyn, diesem Ziele näher zu | ||||||
| 09 | kommen und den Nutzen sowohl als die Ehre der Universität, nach | ||||||
| 10 | allem Vermögen zu befördern. | ||||||
| 11 | Ich erbitte mir in Unterthänigkeit die Fortdauer derjenigen Gnade, | ||||||
| 12 | welche mir eben so schätzbar an sich selbst als durch ihre Wirkung | ||||||
| 13 | ersprieslich geworden ist und bin in tiefer submission | ||||||
| 14 | Ew: Excellentz | ||||||
| 15 | Koenigsberg | ||||||
| 16 | d 2ten Septembr: | unterthäiger | |||||
| 17 | 1770. | Immanuel Kant. | |||||
| 57. | |||||||
| 19 | An Iohann Heinrich Lambert. | ||||||
| 20 | 2. Sept. 1770. | ||||||
| 21 | Hochedelgebohrner Herr | ||||||
| 22 | Hochzuehrender Herr Professor | ||||||
| 23 | Ich bediene mich der Gelegenheit, die sich darbietet Ew: Hochedelgeb: | ||||||
| 24 | meine dissertation durch den respondenten bey derselben, einen | ||||||
| 25 | geschickten jüdischen studiosum, zu übersenden, um zugleich eine mir | ||||||
| 26 | unangenehme Misdeutung meiner so lange Zeit verzögerten Antwort | ||||||
| 27 | auf Dero schätzbares Schreiben wo möglich zu vertilgen. Es war | ||||||
| 28 | nichts anderes, als die Wichtigkeit des Anschlages, der mir aus dieser | ||||||
| 29 | Zuschrift in die Augen leuchtete, welche den langen Aufschub einer | ||||||
| 30 | dem Antrage gemäßen Antwort veranlassete. Da ich in derienigen | ||||||
| 31 | Wissenschaft, worauf Sie damals Ihre Achtsamkeit richteten, lange | ||||||
| 32 | Zeit gearbeitet hatte, um die Natur derselben und wo möglich ihre | ||||||
| 33 | unwandelbare und evidente Gesetze auszufinden so konte mir nichts | ||||||
| 34 | erwünschter seyn, als daß ein Mann von so entschiedener Scharfsinnigkeit | ||||||
| 35 | und Allgemeinheit der Einsichten, dessen methode zu dencken | ||||||
| 36 | ich überdem ofters mit den meinigen eintreffend befunden hatte, seine | ||||||
| [ Seite 095 ] [ Seite 097 ] [ Inhaltsverzeichnis ] | |||||||