Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 241 |
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| 01 | rühmt, vergleicht, selbst urtheilen, wer unter uns beiden einen | ||||||
| 02 | leeren Wörterkram statt Sachkenntniß zum öffentlichen Verkehr ausbiete. | ||||||
| 03 | Noch S. 316 ist der Charakter derselben, "daß sie bei ewigen Wahrheiten | ||||||
| 04 | Attribute des Subjects, bei den Zeitwahrheiten zufällige Beschaffenheiten | ||||||
| 05 | oder Verhältnisse zu ihren Prädicaten haben," und nun | ||||||
| 06 | vergleicht er S. 316 mit diesem nach S. 317 fruchtbarsten und einleuchtendsten | ||||||
| 07 | Eintheilungsgrunde den Begriff, den die Kritik von ihnen | ||||||
| 08 | giebt, nämlich daß synthetische Urtheile solche sind, deren Princip nicht | ||||||
| 09 | der Satz des Widerspruchs sei! "Aber welcher dann?" frägt Herr Eberhard | ||||||
| 10 | unwillig und nennt darauf seine Entdeckung (vorgeblich aus Leibnizens | ||||||
| 11 | Schriften gezogen), nämlich den Satz des Grundes, der also neben | ||||||
| 12 | dem Satze des Widerspruchs, um den sich die analytischen Urtheile | ||||||
| 13 | drehen, der zweite Thürangel ist, woran sich der menschliche Verstand | ||||||
| 14 | bewegt, nämlich in seinen synthetischen Urtheilen. | ||||||
| 15 | Nun sieht man aus dem, was ich nur eben als das kurzgefaßte Resultat | ||||||
| 16 | des analytischen Theils der Kritik des Verstandes angeführt habe, | ||||||
| 17 | daß diese das Princip synthetischer Urtheile überhaupt, welches nothwendig | ||||||
| 18 | aus ihrer Definition folgt, mit aller erforderlichen Ausführlichkeit darlege, | ||||||
| 19 | nämlich: daß sie nicht anders möglich sind, als unter der | ||||||
| 20 | Bedingung einer dem Begriffe ihres Subjects untergelegten | ||||||
| 21 | Anschauung, welche, wenn sie Erfahrungsurtheile sind, empirisch, sind | ||||||
| 22 | es synthetische Urtheile a priori, reine Anschauung a priori ist. Welche | ||||||
| 23 | Folgen dieser Satz nicht allein zur Grenzbestimmung des Gebrauchs der | ||||||
| 24 | menschlichen Vernunft, sondern selbst auf die Einsicht in die wahre Natur | ||||||
| 25 | unserer Sinnlichkeit habe (denn dieser Satz kann unabhängig von der Ableitung | ||||||
| 26 | der Vorstellungen des Raums und der Zeit bewiesen werden und | ||||||
| 27 | so der Idealität der letzteren zum Beweise dienen, noch ehe wir sie aus | ||||||
| 28 | deren inneren Beschaffenheit gefolgert haben), das muß ein jeder Leser | ||||||
| 29 | leicht einsehen. | ||||||
| 30 | Nun vergleiche man damit das vorgebliche Princip, welches die | ||||||
| 31 | Eberhard'sche Bestimmung der Natur synthetischer Sätze a priori bei | ||||||
| 32 | sich führt. "Sie sind solche, welche von dem Begriffe eines Subjects die | ||||||
| 33 | Attribute desselben aussagen," d. i. solche, die nothwendig, aber nur als | ||||||
| 34 | Folgen zu demselben gehören, und weil sie, als solche betrachtet, auf irgend | ||||||
| 35 | einen Grund bezogen werden müssen, so ist ihre Möglichkeit durch das | ||||||
| 36 | Princip des Grundes begreiflich. Nun fragt man aber mit Recht, ob | ||||||
| 37 | dieser Grund ihres Prädicats nach dem Satze des Widerspruchs im Subjecte | ||||||
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