Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 221 |
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| 01 | (wie sie denn auch jenen einfachen Theilen, die er annimmt, gerade | ||||||
| 02 | widersprechen), oder er muß die objective Realität derselben nicht | ||||||
| 03 | in den Dingen an sich, sondern in ihnen als Erscheinungen suchen, d. i. | ||||||
| 04 | indem er die Form ihrer Vorstellung (als Objecten der sinnlichen Anschauung) | ||||||
| 05 | im Subjecte und in der Receptivität desselben sucht, einer unmittelbaren | ||||||
| 06 | Vorstellung gegebener Gegenstände empfänglich zu sein, | ||||||
| 07 | welche Form nun a priori (auch bevor die Gegenstände gegeben sind) die | ||||||
| 08 | Möglichkeit eines mannigfaltigen Erkenntnisses der Bedingungen, unter | ||||||
| 09 | denen allein den Sinnen Objecte vorkommen können, begreiflich macht. | ||||||
| 10 | Hiemit vergleiche man nun, was Herr Eberhard S. 377 sagt: "Was | ||||||
| 11 | der subjective Grund bei den Erscheinungen sei, hat Herr K. nicht bestimmt. | ||||||
| 12 | - Es sind die Schranken des Subjects" (das ist nun seine Bestimmung). | ||||||
| 13 | Man lese und urtheile. | ||||||
| 14 | Ob ich "unter der Form der sinnlichen Anschauung die Schranken | ||||||
| 15 | der Erkenntnißkraft verstehe, wodurch das Mannigfaltige zu dem Bilde | ||||||
| 16 | der Zeit und des Raums wird, oder diese Bilder im Allgemeinen selbst," | ||||||
| 17 | darüber ist Herr Eberhard (S. 391) ungewiß. - "Wer sie sich selbst ursprünglich, | ||||||
| 18 | nicht in ihren Gründen anerschaffen denkt, der denkt sich eine | ||||||
| 19 | qualitatem occultam. Nimmt er aber eine von den beiden obigen Erklärungen | ||||||
| 20 | an, so ist seine Theorie entweder ganz, oder zum Theil in der | ||||||
| 21 | Leibnizischen Theorie enthalten." S. 378 verlangt er über jene Form der | ||||||
| 22 | Erscheinung eine Belehrung, "sie mag, sagt er, sanft oder rauh sein". Ihm | ||||||
| 23 | selbst beliebt es in diesem Abschnitte den letztern Ton vorzüglich anzunehmen. | ||||||
| 24 | Ich will bei dem ersteren bleiben, der demjenigen geziemt, welcher | ||||||
| 25 | überwiegende Gründe auf seiner Seite hat. | ||||||
| 26 | Die Kritik erlaubt schlechterdings keine anerschaffene oder angeborne | ||||||
| 27 | Vorstellungen; alle insgesammt, sie mögen zur Anschauung oder zu Verstandesbegriffen | ||||||
| 28 | gehören, nimmt sie als erworben an. Es giebt aber auch | ||||||
| 29 | eine ursprüngliche Erwerbung (wie die Lehrer des Naturrechts sich ausdrücken), | ||||||
| 30 | folglich auch dessen, was vorher gar noch nicht existirt, mithin | ||||||
| 31 | keiner Sache vor dieser Handlung angehört hat. Dergleichen ist, wie die | ||||||
| 32 | Kritik behauptet, erstlich die Form der Dinge im Raum und der Zeit, | ||||||
| 33 | zweitens die synthetische Einheit des Mannigfaltigen in Begriffen; denn | ||||||
| 34 | keine von beiden nimmt unser Erkenntnißvermögen von den Objecten, | ||||||
| 35 | als in ihnen an sich selbst gegeben, her, sondern bringt sie aus sich selbst | ||||||
| 36 | a priori zu Stande. Es muß aber doch ein Grund dazu im Subjecte sein, | ||||||
| 37 | der es möglich macht, daß die gedachten Vorstellungen so und nicht anders | ||||||
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