Kant: AA VIII, Über den Gebrauch ... , Seite 184 |
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| 01 | nichts Empirisches beigemischt ist, und als ein Beispiel des Gegentheils | ||||||
| 02 | den Satz angeführt: alles Veränderliche hat eine Ursache. Dagegen | ||||||
| 03 | führe ich S. 5 eben diesen Satz zum Beispiel einer reinen Erkenntniß | ||||||
| 04 | a priori, d. i. einer solchen, die von nichts Empirischem abhängig ist, an; | ||||||
| 05 | - zweierlei Bedeutungen des Worts rein, von denen ich aber im ganzen | ||||||
| 06 | Werke es nur mit der letzteren zu thun habe. Freilich hätte ich den Mißverstand | ||||||
| 07 | durch ein Beispiel der erstern Art Sätze verhüten können: alles | ||||||
| 08 | Zufällige hat eine Ursache. Denn hier ist gar nichts Empirisches beigemischt. | ||||||
| 09 | Wer besinnt sich aber auf alle Veranlassungen zum Mißverstande? | ||||||
| 10 | - Eben das ist mir mit einer Note zur Vorrede der metaph. Anfangsg. | ||||||
| 11 | d. Nat.=W. S. XVI widerfahren, da ich die Deduction der Kategorien | ||||||
| 12 | zwar für wichtig, aber nicht für äußerst nothwendig ausgebe, | ||||||
| 13 | letzteres aber in der Kritik doch geflissentlich behaupte. Aber man sieht | ||||||
| 14 | leicht, daß sie dort nur zu einer negativen Absicht, nämlich um zu beweisen, | ||||||
| 15 | es könne vermittelst ihrer allein (ohne sinnliche Anschauung) gar kein Erkenntniß | ||||||
| 16 | der Dinge zu Stande kommen, in Betrachtung gezogen wurden, | ||||||
| 17 | da es denn schon klar wird, wenn man auch nur die Exposition der Kategorien | ||||||
| 18 | (als blos auf Objecte überhaupt angewandte logische Functionen) | ||||||
| 19 | zur Hand nimmt. Weil wir aber von ihnen doch einen Gebrauch machen, | ||||||
| 20 | darin sie zur Erkenntniß der Objecte (der Erfahrung) wirklich gehören, | ||||||
| 21 | so mußte nun auch die Möglichkeit einer objectiven Gültigkeit solcher Begriffe | ||||||
| 22 | a priori in Beziehung aufs Empirische besonders bewiesen werden, | ||||||
| 23 | damit sie nicht gar ohne Bedeutung, oder auch nicht empirisch entsprungen | ||||||
| 24 | zu sein geurtheilt würden; und das war die positive Absicht, in Ansehung | ||||||
| 25 | deren die Deduction allerdings unentbehrlich nothwendig ist. | ||||||
| 26 | Ich erfahre eben jetzt, daß der Verfasser obbenannter Briefe, Herr | ||||||
| 27 | Rath Reinhold, seit kurzem Professor der Philosophie in Jena sei; ein | ||||||
| 28 | Zuwachs, der dieser berühmten Universität nicht anders als sehr vortheilhaft | ||||||
| 29 | sein kann. | ||||||
| 30 | I. Kant. | ||||||
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