Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 172 |
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| 01 | a priori (z. B. Raum und Zeit), die wir darum allein aus der Erfahrung | ||||||
| 02 | als klare Begriffe herausziehen können, weil wir sie in die Erfahrung gelegt | ||||||
| 03 | hatten und diese daher durch jene allererst zu Stande brachten. Freilich | ||||||
| 04 | ist die logische Klarheit dieser Vorstellung einer die Reihe der Begebenheiten | ||||||
| 05 | bestimmenden Regel, als eines Begriffs von Ursache, nur alsdann | ||||||
| 06 | möglich, wenn wir davon in der Erfahrung Gebrauch gemacht haben; | ||||||
| 07 | aber eine Rücksicht auf dieselbe als Bedingung der synthetischen | ||||||
| 08 | Einheit der Erscheinungen in der Zeit war doch der Grund der Erfahrung | ||||||
| 09 | selbst und ging also a priori vor ihr vorher. | ||||||
| 10 | Es kommt also darauf an, im Beispiele zu zeigen, daß wir niemals, | ||||||
| 11 | selbst in der Erfahrung, die Folge (einer Begebenheit, da etwas geschieht, | ||||||
| 12 | was vorher nicht war) dem Object beilegen und sie von der subjectiven | ||||||
| 13 | unserer Apprehension unterscheiden, als wenn eine Regel zum Grunde | ||||||
| 14 | liegt, die uns nöthigt, diese Ordnung der Wahrnehmungen vielmehr als | ||||||
| 15 | eine andere zu beobachten, ja daß diese Nöthigung es eigentlich sei, was | ||||||
| 16 | die Vorstellung einer Succession im Object allererst möglich macht. | ||||||
| 17 | Wir haben Vorstellungen in uns, deren wir uns auch bewußt werden | ||||||
| 18 | können. Dieses Bewußtsein aber mag so weit erstreckt und so genau oder | ||||||
| 19 | pünktlich sein, als man wolle, so bleiben es doch nur immer Vorstellungen, | ||||||
| 20 | d. i. innre Bestimmungen unseres Gemüths in diesem oder jenem Zeitverhältnisse. | ||||||
| 21 | Wie kommen wir nun dazu, daß wir diesen Vorstellungen | ||||||
| 22 | ein Object setzen, oder über ihre subjective Realität als Modificationen | ||||||
| 23 | ihnen noch, ich weiß nicht, was für eine objective beilegen? Objective | ||||||
| 24 | Bedeutung kann nicht in der Beziehung auf eine andre Vorstellung (von | ||||||
| 25 | dem, was man vom Gegenstande nennen wollte) bestehen, denn sonst erneuret | ||||||
| 26 | sich die Frage: wie geht diese Vorstellung wiederum aus sich selbst | ||||||
| 27 | heraus und bekommt objective Bedeutung noch über die subjective, welche | ||||||
| 28 | ihr als Bestimmung des Gemüthszustandes eigen ist? Wenn wir untersuchen, | ||||||
| 29 | was denn die Beziehung auf einen Gegenstand unseren Vorstellungen | ||||||
| 30 | für eine neue Beschaffenheit gebe, und welches die Dignität | ||||||
| 31 | sei, die sie dadurch erhalten: so finden wir, daß sie nichts weiter thue, als | ||||||
| 32 | die Verbindung der Vorstellungen auf eine gewisse Art nothwendig zu | ||||||
| 33 | machen und sie einer Regel zu unterwerfen; daß umgekehrt nur dadurch, | ||||||
| 34 | daß eine gewisse Ordnung in dem Zeitverhältnisse unserer Vorstellungen | ||||||
| 35 | nothwendig ist, ihnen objective Bedeutung ertheilt wird. | ||||||
| 36 | In der Synthesis der Erscheinungen folgt das Mannigfaltige der | ||||||
| 37 | Vorstellungen jederzeit nach einander. Hierdurch wird nun gar kein Object | ||||||
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