Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 057 |
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Text (Kant):
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| 01 | Veränderungen unseres Subjects, die sogar bei verschiedenen Menschen | ||||||
| 02 | verschieden sein können, betrachtet werden. Denn in diesem Falle gilt das, | ||||||
| 03 | was ursprünglich selbst nur Erscheinung ist, z. B. eine Rose, im empirischen | ||||||
| 04 | Verstande für ein Ding an sich selbst, welches doch jedem Auge in | ||||||
| 05 | Ansehung der Farbe anders erscheinen kann. Dagegen ist der transscendentale | ||||||
| 06 | Begriff der Erscheinungen im Raume eine kritische Erinnerung, | ||||||
| 07 | daß überhaupt nichts, was im Raume angeschaut wird, eine Sache | ||||||
| 08 | an sich, noch daß der Raum eine Form der Dinge sei, die ihnen etwa an | ||||||
| 09 | sich selbst eigen wäre, sondern daß uns die Gegenstände an sich gar nicht | ||||||
| 10 | bekannt seien, und, was wir äußere Gegenstände nennen, nichts anders | ||||||
| 11 | als bloße Vorstellungen unserer Sinnlichkeit seien, deren Form der Raum | ||||||
| 12 | ist, deren wahres Correlatum aber, d. i. das Ding an sich selbst, dadurch | ||||||
| 13 | gar nicht erkannt wird, noch erkannt werden kann, nach welchem aber auch | ||||||
| 14 | in der Erfahrung niemals gefragt wird. | ||||||
| 15 | Der |
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| 16 | Transscendentalen Ästhetik |
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| 17 | Zweiter Abschnitt. |
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| 18 | Von der Zeit. |
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| 19 | § 4. |
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| 20 | Metaphysische Erörterung des Begriffs der Zeit. |
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| 21 | Die Zeit ist 1) kein empirischer Begriff, der irgend von einer Erfahrung | ||||||
| 22 | abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen | ||||||
| 23 | würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstellung | ||||||
| 24 | der Zeit nicht a priori zum Grunde läge. Nur unter deren Voraussetzung | ||||||
| 25 | kann man sich vorstellen: daß einiges zu einer und derselben Zeit | ||||||
| 26 | (zugleich) oder in verschiedenen Zeiten (nach einander) sei. | ||||||
| 27 | 2) Die Zeit ist eine nothwendige Vorstellung, die allen Anschauungen | ||||||
| 28 | zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt | ||||||
| 29 | die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen | ||||||
| 30 | aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also a priori gegeben. In | ||||||
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