Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 059

     
           
 

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  01 und dieses trieb ihn an ein Gesetz zu suchen, wodurch er dieser Schwierigkeit      
  02 abhelfen könnte.      
           
  03
§ 49.
     
           
  04 Weil wir in dem vorigen erwiesen haben, daß die Erste Auflösung    
  05 lebendigen Kräfte in der Art, wie sie von ihren Vertheidigern dieses    
  06 selber gebraucht worden, nämlich im mathematischen Einwurfs.    
  07 Verstande, nirgends Platz finden können: so rettet sich hier die Macht      
  08 und Weisheit Gottes schon selber durch die Betrachtung der gänzlichen Unmöglichkeit      
  09 der Sache. Wir können uns allemal hinter diese Schutzwehre      
  10 verbergen, wenn wir etwa in einer andern Art der Antwort      
  11 auf diesen Einwurf den kürzern ziehen sollten. Denn wenn es gleich      
  12 nach dem Gesetze der Bewegung, welches wir behauptet haben, nothwendig      
  13 wäre, daß der Weltbau nach einer allmähligen Erschöpfung      
  14 seiner Kräfte endlich völlig in Unordnung geriethe, so kann dieser      
  15 Streich die Macht und Weisheit Gottes dennoch nicht treffen. Denn      
  16 man kann es dieser nimmer verdenken, daß sie nicht ein Gesetz in die      
  17 Welt gebracht hat, wovon wir wissen, daß es absolut unmöglich sei      
  18 und daher auf keine Weise statt haben könne.      
           
  19
§ 50.
     
           
  20 Allein man erhole sich nur. Wir sind noch nicht gezwungen Zweite Antwort    
  21 eine so verzweifelte Ausflucht zu ergreifen. Dies auf gedachten    
  22 würde heißen den Knoten abhauen, wir wollen ihn aber Einwurf.    
  23 lieber auflösen.      
           
  24 Wenn die Leibnizianer es zur Erhaltung der Weltmaschine für      
  25 unumgänglich nöthig halten, daß die Kraft der Körper der Schätzung      
  26 nach dem Quadrat unterworfen sei, so können wir ihnen diese kleine      
  27 Forderung zugestehen. Alles, was ich bis daher erwiesen habe und      
  28 noch bis zum Beschlusse dieses Hauptstückes zu erweisen gedenke, geht      
  29 nur dahin, sie zu überzeugen: daß weder in einer abstracten Betrachtung,      
  30 noch in der Natur die Kraft der Körper auf eine solche Art, wie      
  31 die Leibnizianer es thun, nämlich mathematisch erwogen, eine Schätzung      
  32 nach dem Quadrat geben werde. Ich habe aber deswegen noch nicht      
  33 den lebendigen Kräften gänzlich abgesagt. In dem dritten Hauptstücke      
  34 dieser Abhandlung werde ich darthun, daß in der Natur wirklich diejenigen      
  35 Kräfte zu finden sind, deren Maß das Quadrat ihrer Geschwindigkeit      
           
     

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