Kant: AA VIII, Muthmaßlicher Anfang der ... , Seite 118 |
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01 | Natur wird: als welches das letzte Ziel der sittlichen Bestimmung der | ||||||
02 | Menschengattung ist. | ||||||
03 | Beschluß der Geschichte. |
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04 | Der Anfang der folgenden Periode war: daß der Mensch aus dem | ||||||
05 | Zeitabschnitte der Gemächlichkeit und des Friedens in den der Arbeit | ||||||
06 | und der Zwietracht, als das Vorspiel der Vereinigung in Gesellschaft, | ||||||
07 | überging. Hier müssen wir wiederum einen großen Sprung thun und ihn | ||||||
08 | auf einmal in den Besitz gezähmter Thiere und der Gewächse, die er selbst | ||||||
09 | durch Säen oder Pflanzen zu seiner Nahrung vervielfältigen konnte, versetzen | ||||||
10 | (IV, 2), obwohl es mit dem Übergange aus dem wilden Jägerleben | ||||||
11 | in den ersten und aus dem unstäten Wurzelgraben oder Fruchtsammlen | ||||||
12 | in den zweiten Zustand langsam genug zugegangen sein mag. Hier | ||||||
13 | mußte nun der Zwist zwischen bis dahin friedlich neben einander lebenden | ||||||
14 | Menschen schon anfangen, dessen Folge die Trennung derer von verschiedener | ||||||
15 | Lebensart und ihre Zerstreuung auf der Erde war. Das | ||||||
16 | Hirtenleben ist nicht allein gemächlich, sondern giebt auch, weil es in | ||||||
17 | einem weit und breit unbewohnten Boden an Futter nicht mangeln kann, | ||||||
18 | den sichersten Unterhalt. Dagegen ist der Ackerbau oder die Pflanzung | ||||||
19 | sehr mühsam, vom Unbestande der Witterung abhängend, mithin unsicher, | ||||||
20 | erfordert auch bleibende Behausung, Eigenthum des Bodens und hinreichende | ||||||
21 | Gewalt, ihn zu vertheidigen; der Hirte aber haßt dieses Eigenthum, | ||||||
22 | welches seine Freiheit der Weiden einschränkt. Was das erste betrifft, | ||||||
23 | so konnte der Ackersmann den Hirten als vom Himmel mehr begünstigt | ||||||
24 | zu beneiden scheinen (V. 4); in der That aber wurde ihm der letztere, so | ||||||
25 | lange er in seiner Nachbarschaft blieb, sehr lästig; denn das weidende | ||||||
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