Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 122 |
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01 | des Mannigfaltigen im Raume, wenn wir von diesem abstrahiren | ||||||
02 | und bloß auf die Handlung Acht haben, dadurch wir den inneren Sinn | ||||||
03 | seiner Form gemäß bestimmen, bringt sogar den Begriff der Succession | ||||||
04 | zuerst hervor. Der Verstand findet also in diesem nicht etwa schon eine | ||||||
05 | dergleichen Verbindung des Mannigfaltigen, sondern bringt sie hervor, | ||||||
06 | indem er ihn afficirt. Wie aber das Ich, der ich denke, von dem Ich, | ||||||
07 | das sich selbst anschauet, unterschieden (indem ich mir noch andere Anschauungsart | ||||||
08 | wenigstens als möglich vorstellen kann) und doch mit diesem | ||||||
09 | letzteren als dasselbe Subject einerlei sei, wie ich also sagen könne: Ich, | ||||||
10 | als Intelligenz und denkend Subject, erkenne mich selbst als gedachtes | ||||||
11 | Object, so fern ich mir noch über das in der Anschauung gegeben bin, nur | ||||||
12 | gleich andern Phänomenen nicht, wie ich vor dem Verstande bin, sondern | ||||||
13 | wie ich mir erscheine, hat nicht mehr, auch nicht weniger Schwierigkeit bei | ||||||
14 | sich, als wie ich mir selbst überhaupt ein Object und zwar der Anschauung | ||||||
15 | und innerer Wahrnehmungen sein könne. Daß es aber doch wirklich so | ||||||
16 | sein müsse, kann, wenn man den Raum für eine bloße reine Form der | ||||||
17 | Erscheinungen äußerer Sinne gelten läßt, dadurch klar dargethan werden, | ||||||
18 | daß wir die Zeit, die doch gar kein Gegenstand äußerer Anschauung ist, | ||||||
19 | uns nicht anders vorstellig machen können, als unter dem Bilde einer | ||||||
20 | Linie, so fern wir sie ziehen, ohne welche Darstellungsart wir die Einheit | ||||||
21 | ihrer Abmessung gar nicht erkennen könnten, imgleichen daß wir die Bestimmung | ||||||
22 | der Zeitlänge, oder auch der Zeitstellen für alle innere Wahrnehmungen | ||||||
23 | immer von dem hernehmen müssen, was uns äußere Dinge | ||||||
24 | Veränderliches darstellen, folglich die Bestimmungen des inneren Sinnes | ||||||
25 | gerade auf dieselbe Art als Erscheinungen in der Zeit ordnen müssen, wie | ||||||
26 | wir die der äußeren Sinne im Raume ordnen; mithin, wenn wir von den | ||||||
27 | letzteren einräumen, daß wir dadurch Objecte nur so fern erkennen, als wir | ||||||
28 | äußerlich afficirt werden, wir auch vom inneren Sinne zugestehen müssen, | ||||||
29 | daß wir dadurch uns selbst nur so anschauen, wie wir innerlich von uns | ||||||
30 | selbst afficirt werden, d. i. was die innere Anschauung betrifft, unser | ||||||
31 | eigenes Subject nur als Erscheinung, nicht aber nach dem, was es an sich | ||||||
32 | selbst ist, erkennen.*) | ||||||
*) Ich sehe nicht, wie man so viel Schwierigkeit darin finden könne, daß der innere Sinn von uns selbst afficirt werde. Jeder Actus der Aufmerksamkeit kann uns ein Beispiel davon geben. Der Verstand bestimmt darin jederzeit den inneren [Seitenumbruch] Sinn der Verbindung, die er denkt, gemäß zur inneren Anschauung, die dem Mannigfaltigen in der Synthesis des Verstandes correspondirt. Wie sehr das Gemüth gemeiniglich hiedurch afficirt werde, wird ein jeder in sich wahrnehmen können. | |||||||
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