Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 119 |
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Text (Kant):
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| 01 | § 24. |
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| 02 | Von der Anwendung der Kategorien auf Gegenstände der |
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| 03 | Sinne überhaupt. |
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| 04 | Die reinen Verstandesbegriffe beziehen sich durch den bloßen Verstand | ||||||
| 05 | auf Gegenstände der Anschauung überhaupt, unbestimmt ob sie die | ||||||
| 06 | unsrige oder irgend eine andere, doch sinnliche sei, sind aber eben darum | ||||||
| 07 | bloße Gedankenformen, wodurch noch kein bestimmter Gegenstand erkannt | ||||||
| 08 | wird. Die Synthesis oder Verbindung des Mannigfaltigen in denselben | ||||||
| 09 | bezog sich bloß auf die Einheit der Apperception und war dadurch | ||||||
| 10 | der Grund der Möglichkeit der Erkenntniß a priori, so fern sie auf dem | ||||||
| 11 | Verstande beruht, und mithin nicht allein transscendental, sondern auch | ||||||
| 12 | bloß rein intellectual. Weil in uns aber eine gewisse Form der sinnlichen | ||||||
| 13 | Anschauung a priori zum Grunde liegt, welche auf der Receptivität der | ||||||
| 14 | Vorstellungsfähigkeit (Sinnlichkeit) beruht, so kann der Verstand als | ||||||
| 15 | Spontaneität den inneren Sinn durch das Mannigfaltige gegebener Vorstellungen | ||||||
| 16 | der synthetischen Einheit der Apperception gemäß bestimmen | ||||||
| 17 | und so synthetische Einheit der Apperception des Mannigfaltigen der | ||||||
| 18 | sinnlichen Anschauung a priori denken, als die Bedingung, unter | ||||||
| 19 | welcher alle Gegenstände unserer (der menschlichen) Anschauung nothwendiger | ||||||
| 20 | Weise stehen müssen, dadurch denn die Kategorien als bloße | ||||||
| 21 | Gedankenformen objective Realität, d. i. Anwendung auf Gegenstände, | ||||||
| 22 | die uns in der Anschauung gegeben werden können, aber nur als Erscheinungen | ||||||
| 23 | bekommen; denn nur von diesen sind wir der Anschauung a priori | ||||||
| 24 | fähig. | ||||||
| 25 | Diese Synthesis des Mannigfaltigen der sinnlichen Anschauung, | ||||||
| 26 | die a priori möglich und nothwendig ist, kann figürlich ( synthesis speciosa ) | ||||||
| 27 | genannt werden zum Unterschiede von derjenigen, welche in Ansehung | ||||||
| 28 | des Mannigfaltigen einer Anschauung überhaupt in der bloßen Kategorie | ||||||
| 29 | gedacht würde und Verstandesverbindung ( synthesis intellectualis ) heißt; | ||||||
| 30 | beide sind transscendental, nicht bloß weil sie selbst a priori vorgehen, | ||||||
| 31 | sondern auch die Möglichkeit anderer Erkenntniß a priori gründen. | ||||||
| 32 | Allein die figürliche Synthesis, wenn sie bloß auf die ursprünglich | ||||||
| 33 | synthetische Einheit der Apperception, d. i. diese transscendentale Einheit, | ||||||
| 34 | geht, welche in den Kategorien gedacht wird, muß zum Unterschiede von | ||||||
| 35 | der bloß intellectuellen Verbindung die transscendentale Synthesis | ||||||
| 36 | der Einbildungskraft heißen. Einbildungskraft ist das Vermögen, | ||||||
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