Kant: Briefwechsel, Brief 702, An Friedrich August Hahnrieder.

		Kant: Briefwechsel, Brief 702, An Friedrich August Hahnrieder.


		An Friedrich August Hahnrieder.

		16. April 1796.

		Ew: Hochedelgeb.

		Zuschrifft vom 9ten April c. enthält so subtil ausgedachte Scrupel
		und moralische Bedenklichkeiten irgend ein Amt zu übernehmen in sich,
		zugleich aber auch einen so unwandelbaren Vorsatz der Beharrlichkeit
		bey dieser ihrer Meynung, daß aller Versuch Ihnen denselben, wenn
		gleich mit triftigen, nicht weniger moralischen, Gründen auszureden,
		vergeblich zu seyn scheint.

		Noch bleibt aber doch ein Vorschlag, der Ihrem eigenen Plane
		analogisch, nämlich kein Amt, sondern eine Commission betrifft, übrig
		und der Sie dahin leiten könnte, wohin sie selbst wünschen, nämlich
		im Unterricht Anderer ihre Beschäftigung zu suchen. - Wenn Sie
		sich nämlich "in der reinen Mathematik, der Algebra und der Fortification"
		wie Sie sich äußern, stark gnug fühlen, so würden Sie auch
		sehr leicht die Feldmeskunst hinzusetzen können. - Nun habendes
		HEn Etatsminister Baron v. Schroetter Excell. vor etwa 4 Wochen
		unserem Professori Matheseos Ordinario zu wissen thun lassen, daß eine
		große Vermessung, der ietzt preussischen (ehedem zu Pohlen gehörigen)
		Länder, vor sich gehen soll und von gedachtem Professore, Herren Hofprediger
		Schultz, darüber Vorschläge verlangt, an welchen Sie so bald
		der Plan zur Ausführung gereifft ist, sich wenden und dann das
		Übrige veranstalten können.


		Hiezu und zu allen übrigen wohlgemeynten und redlichen Absichten
		wünsche das beste Glück und bin mit aller Hochachtung

			Ew. Hochedelgeb. ergebenster Freund
			und Diener
		Koenigsberg	I Kant.
		den 16t. April
		1796.



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