Kant: Briefwechsel, Brief 612, Von Iohanna Eleonora Schultz. |
|||||||
|
|
|
|
||||
| Von Iohanna Eleonora Schultz. | |||||||
| 22. Dec. 1793. | |||||||
| Ew Wohlgebohrnen verzeihen, ich behellige Sie mit einigen Zeilen | |||||||
| "nur es ist Pflicht, Ew Wohlgebohrnen, die getreueste Nachricht, von | |||||||
| dem Erfolg, Ihr Haus, mit einer redlichen guten Köchin zu versorgen" | |||||||
| zu ertheilen. Die person, welche ich für Ew Wohlgebohrnen | |||||||
| ersahe, dörffte die eintzige seyn, die ich wagen darf, Ew Wohlgebohrn | |||||||
| zu nennen, weil außer ihren Kochkentnißen sie auch eine willige, | |||||||
| und redliche Seele hat welche solche personen, sehr schätzbar machen. | |||||||
| wenn ich noch so glücklich wäre, für meinen Vaater wählen zu | |||||||
| können, so würde ich diese und keine andere gewählt haben. innig, | |||||||
| und redlich ist mein Wunsch, außer Ihrem biedern Lampe, noch | |||||||
| ein weibliches Geschöpf, in Ihrem Dienste zu wißen, die dieses Glücks | |||||||
| werth wäre Das "was Ew Wohlgebohrnen in Ansehung des Lohns | |||||||
| bestimt haben, habe ihr alles angezeigt sie ist damit zufrieden, die | |||||||
| Arbeiten, welche in Ew Wohlgebohrnen Hause zu verrichten sind, | |||||||
| habe ihr nach der Anzeige des guten Lehmans, im allgemeinen bestimt, | |||||||
| auch dieses war ihr gantz recht, das Ew Wohlgebohrnen eine Frau, | |||||||
| in ihrem Hause haben, die Waßer trägt, die so mancherley Sachen | |||||||
| besorgt, welches sie auch in dem jetzigen Hause genießt war ihr | |||||||
| sehr recht. Nur jetzt wagt sie es Ew Wohlgebohrnen, Bedingungen | |||||||
| vorzuschreiben die ich nach der Kentniß, welche ich von dieser | |||||||
| person habe, innigst wünschte, wenn Ew Wohlgebohrnen, sie erfülleten. | |||||||
| ich glaube Ew Wohlgebohrnen, würden dabey einer Ruhe | |||||||
| genießen, die für Sie, mein Theurester und bester Vater" so wesentlich | |||||||
| ist | |||||||
| Verzeihen mir Ew Wohlgebohrnen diese Herzens Sprache die | |||||||
| person wünscht, alles das, welches zu Ihrer Kocherey gehört, sich | |||||||
| natürlich erst selbst zu besorgen, dann aber, und dieses ist der | |||||||
| 2te punckt, ohne deßen Bewilligung sie nicht zu Ew Wohlgebohrnen | |||||||
| Hause einziehen will dieses alles unter ihrer gewahrsam zu haben, | |||||||
| und nicht es aus den Händen des Lampe zu empfangen, Madame | |||||||
| Barckley, in deren Hause sie jetzt seit 4 Iahren ist überläßt, ihr, so | |||||||
| wie ihre übrigen Herrschafften dieses alles und da diese person, nichts | |||||||
| als einen Sohn hat, der in dem Hause des HE Schubert lebt, der | |||||||
| ihn mit allem versorgt, so ist nichts für sie zu fürchten, sie ist in | |||||||
| meinem Hause viele Wochen zu Lebzeiten ihres Mannes gewesen, ich | |||||||
| habe ihr alles anvertrauet nie habe ich eine beßere einkäuferin, nie | |||||||
| eine redlichere person gefunden, die alles sehr treu, und gut benützte. | |||||||
| Dieses ist das Zeugniß, welches sie verdient und Ew Wohlgebohrnen, | |||||||
| werden dieses am besten wißen wie es in Ihrem Hause eingerichtet | |||||||
| werden kan, ohne vielleicht den guten Lampe zu vernachläßigen | |||||||
| ich wage also, Ew. Wohlgebohrnen zu bitten, mir doch Ihre | |||||||
| meinung hierüber, schriftlich zu sagen die ich aber gehorsamst, bis | |||||||
| heute nachmittag erbitten muß, weil sie heute Abend, nach der letzten | |||||||
| Antwort kömt, um sich alsdann bey der morgenden Anfrage der | |||||||
| madame Barkley richten zu können, ich wage es, Ew Wohlgebohrnen | |||||||
| darum zu bitten, wenn es seyn könte, diese Wünsche zu erfüllen ich | |||||||
| glaube vest, Ew Wohlgebohrnen würden manchen Ärger ersparen, und | |||||||
| Ihr uns so kostbares Leben würde verlängert, Ew Wohlgebohrn werden, | |||||||
| so bald Sie die person wählen, doch zu bestimmen belieben, wann sie | |||||||
| zu Ihnen kommen soll, wann es seyn könte, daß Ew Wohlgebohrn sie | |||||||
| zu sich kommen ließen, wann diese jetzige Köchin abwesend wäre, denn | |||||||
| die Schwätzereyen solcher Leute sind unerträglich. Nichts muß die | |||||||
| Verehrung und zärtlichste Achtung übertreffen, mit der ich so gantz bin | |||||||
| Ew Wohlgebohrnen | |||||||
| den 22 december | ergebenstverpflichteste I E Schultz | ||||||
| 1793. | gebohrne Büttner | ||||||
| [ abgedruckt in : AA XI, Seite 481 ] [ Brief 611 ] [ Brief 612a ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
|||||||