Kant: Briefwechsel, Gedicht 3, Unserm verehrungswürdigen Lehrer Herrn Professor Immanuel Kant, zur Feyer Seines 66sten Geburtstages |
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Unserm | |||||||
verehrungswürdigen Lehrer | |||||||
Herrn Professor | |||||||
Immanuel Kant, | |||||||
zur Feyer | |||||||
Seines 66sten Geburtstages | |||||||
geweiht | |||||||
R. B. Iachmann u. I. G. C. Kiesewetter. | |||||||
Den 22. April 1789. | |||||||
Königsberg, | |||||||
gedruckt bey D. E. Kanter, Kön. Pr. Hofbuchdrucker. | |||||||
Der Du uns mit weiser Vatertreue | |||||||
Durch dies Leben führest, edler Mann! | |||||||
Nimm von uns dies Opfer unsres Herzens, | |||||||
Nimm den Dank von unsern Lippen an. | |||||||
Diesen Dank den wir so gerne stündlich | |||||||
Dir bekennen würden, welchen heut | |||||||
Oeffentlich vor aller Welt zu nennen | |||||||
Uns vorzüglich Pflicht und Herz gebeut. | |||||||
Unsre Brüder, die von Dir geleitet | |||||||
Auf dem hellen Pfad der Weisheit gehn, | |||||||
Die durch Dich nicht mehr im Dunkeln irren, | |||||||
Die durch Dich das Licht der Wahrheit sehn. | |||||||
Männer, die mit unbestochnem Eifer | |||||||
Wahrheit suchen, die mit Geisteskraft | |||||||
Deine Lehre um sich her verkünden | |||||||
Die dem Herzen Trost der Zukunft schaft. | |||||||
Alle, die mit hoher Freude sehen | |||||||
Wie der Geist, der vormals noch gedrückt | |||||||
Von des Irrthums Nebel, durch Dich sicher | |||||||
Nach den Grenzen unsers Wissens blickt. | |||||||
Alle diese feyern mit uns heute | |||||||
Ienen Morgen Deiner Lebenszeit | |||||||
Und das Vaterland ruft: Heil dem Weisen | |||||||
Dessen Leben Segen um sich streut! | |||||||
Doch uns ist die Feyer Deiner Tage, | |||||||
Deines ersten Morgens festlicher | |||||||
Denn uns bist Du nicht nur Weisheitslehrer | |||||||
Uns Verehrungswürd'ger bist Du mehr. | |||||||
Ia ein Loos, nur wenigen beschieden, | |||||||
Einen Führer dessen Vaterherzen wir | |||||||
Unsers Lebens beste Wonne danken | |||||||
Gab das Glück wohlthätig uns in Dir. | |||||||
Du vergönnest den Genuß der Freuden | |||||||
Uns in Deinem Kreise, wo als Freund | |||||||
Selbst der Forscher tiefverborgner Weisheit | |||||||
Immer liebenswürdiger erscheint. | |||||||
O wie können wir Dir Deine Güte | |||||||
Ie vergelten, allgeschätzter Mann! | |||||||
Nimm von unsern Herzen diese Zeichen | |||||||
Eines ungeschmückten Dankes an. | |||||||
[ abgedruckt in : AA XII, Seite 407 ] [ Gedicht 2 ] [ Gedicht 4 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |