Kant: Briefwechsel, Brief 359, An Carl Leonhard Reinhold. |
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An Carl Leonhard Reinhold. | |||||||
Koenigsberg d. 12 May. 1789. | |||||||
Den innigsten Dank, mein höchstschätzbarer und geliebtester Freund, | |||||||
für die Eröffnung Ihrer gütigen Gesinnungen gegen mich, die mir | |||||||
sammt Ihrem schönen Geschenk den Tag nach meinem Geburtstage | |||||||
richtig zu Handen gekommen sind! Das von Hrn Loewe, einem | |||||||
jüdischen Maler, ohne meine Einwilligung ausgefertigte Portrait, soll, | |||||||
wie meine Freunde sagen, zwar einen Grad Ähnlichkeit mit mir | |||||||
haben, aber ein guter Kenner von Mahlereyen sagte beym ersten Anblick: | |||||||
ein Iude mahlt immer wiederum einen Iuden; wovon er den | |||||||
Zug an der Nase setzt: Doch hievon genug. | |||||||
Mein Urtheil über Eberhards neue Angriffe konnte ich Ihnen | |||||||
nicht früher zu senden, weil in unserem Laden nicht einmal alle 3 | |||||||
erste Stücke seines Magazins zu haben waren und diese von mir nur | |||||||
im Publiko haben aufgefunden werden können, welches die Beandtwortung | |||||||
verspätet hat. - Daß Hr. Eberhard, wie mehrere | |||||||
andere, mich nicht verstanden habe, ist das mindeste, was man | |||||||
sagen kan (denn da könnte doch noch einige Schuld auf mir haften); | |||||||
aber, daß er es sich auch recht angelegen seyn lassen, mich nicht zu | |||||||
verstehen und unverständlich zu machen, können zum Theil folgende | |||||||
Bemerkungen darthun. | |||||||
Im ersten Stück des Magaz. tritt er wie ein Mann auf, der sich seines | |||||||
Gewichts im philosophischen Publicum bewust ist: spricht von durch | |||||||
die Critik bewirkten Sensationen, von sangvinischen Hofnungen, die | |||||||
doch noch wären übertroffen worden, von einer Betäubung, in die viele | |||||||
versetzt worden und von der sich manche noch nicht erholen könnten | |||||||
(wie ein Mann, der fürs Theater, oder die Toilette schreibt, von seinem | |||||||
Nebenbuhler) und, als einer der satt ist, dem Spiele länger zuzusehen, | |||||||
entschließt er sich, demselben ein Ende zu machen - Ich wünschte da | |||||||
dieser übermüthige Charlatanston ihm ein wenig vorgerückt würde. | |||||||
Die drey erste Stücke des M[agazin] machen für sich schon so ziemlich | |||||||
ein Ganzes aus, von welchem das dritte, von S. 307 an, den | |||||||
Hauptpunct meiner Einleitung in die Critik angreift und S. 317 | |||||||
triumphirend schließt: "So hätten wir also bereits etc." - Ich | |||||||
kan nicht unterlassen hierüber einige Anmerkungen zu machen, damit | |||||||
derjenige, welcher sich bemühen will ihn zurecht zu weisen, die Hinterlist | |||||||
nicht übersehe womit dieser in keinem Stücke aufrichtige Mann | |||||||
alles, sowohl worinn er selbst schwach, als wo sein Gegner stark ist, in | |||||||
ein zweydeutiges Licht zu stellen aus dem Grunde versteht. Ich werde | |||||||
nur die pagina der Stellen und den Anfang der letzteren mit einigen | |||||||
Worten anführen und bitte das übrige selbst nachzusehen. Die Wiederlegung | |||||||
der einzigen 4ten Numer des 3ten Stücks kan schon den ganzen | |||||||
Mann, seiner Einsicht sowohl als Charakter nach, kennbar machen. | |||||||
Meine Anmerkungen werden hauptsächlich S. 314 bis 319 gehen. | |||||||
S. 314-15 heißt es "demnach wäre der Unterschied etc. bis: | |||||||
"wenn wir uns etwas bestimmtes dabey denken sollen". | |||||||
Seine Erklärung eines synthet: Urtheils a priori ist ein bloßes | |||||||
Blendwerk, nämlich platte Tavtologie. Denn in dem Ausdrucke eines | |||||||
Urtheils a priori liegt schon, daß das Prädicat desselben nothwendig | |||||||
sey. In dem Ausdrucke synthetisch, daß es nicht das Wesen | |||||||
noch ein wesentliches Stück des Begrifs, welches dem Urtheile zum | |||||||
Subiecte dient, sey; denn sonst wäre es mit diesem identisch und das | |||||||
Urtheil also nicht synthetisch. Was nun nothwendig mit einem Begriffe | |||||||
als verbunden gedacht wird, aber nicht durch die Identität, das | |||||||
wird durch das, was im Wesentlichen des Begriffes liegt, als etwas | |||||||
anderes, d. i. als durch einen Grund, damit nothwendig verbunden | |||||||
gedacht; denn es ist einerley zu sagen: das Prädicat wird nicht im | |||||||
wesentlichen des Begriffes und doch durch dasselbe nothwendig gedacht, | |||||||
oder es ist in demselben (dem Wesen) gegründet, das heißt: es muß | |||||||
als Attribut des Subiects gedacht werden. Also ist jene vorgespiegelte | |||||||
große Entdeckung nichts weiter als eine schaale Tavtologie, wo, indem | |||||||
man die technische Ausdrüke der Logik den wirklichen darunter gemeynten | |||||||
Begriffen unterschiebt, man das Blendwerk macht, als habe man | |||||||
wirklich einen Erklärungsgrund angegeben. | |||||||
Aber diese vorgebliche Entdeckung hat noch den zweyten unverzeihlichen | |||||||
Fehler, daß sie, als angebliche Definition, sich nicht umgekehren | |||||||
läßt. denn ich kan allenfalls wohl sagen: Alle synthetische Urtheile | |||||||
sind solche, deren Prädicate Attribute des Subiects sind, aber | |||||||
nicht umgekehrt: ein jedes Urtheil, das ein Attribut von feinem Subiect | |||||||
ausdrückt, ist ein synthetisches Urtheil a priori ; denn es giebt auch | |||||||
analytische Attribute. Vom Begriffe eines Körpers ist Au[s]dehnung | |||||||
ein wesentliches Stück; denn es ist ein primitives Merkmal | |||||||
desselben, welches aus keinem anderen inneren Merkmal desselben abgeleitet | |||||||
werden kan. Die Theilbarkeit aber gehört zwar auch als | |||||||
nothwendiges Prädicat zum Begriffe eines Körpers, aber nur als ein | |||||||
solches (subalternes) welches von jenem (Ausgedenhtseyn) abgeleitet ist; | |||||||
ist also ein Attribut vom Körper. Nun wird die Theilbarkeit nach | |||||||
dem Satze der Identität aus dem Begriffe des Ausgedehnten (als | |||||||
Zusammengesetzten) abgeleitet und das Urtheil, ein jeder Körper ist | |||||||
theibar, ist ein Urtheil a priori , welches ein Attribut von einem Dinge | |||||||
zum Prädicat desselben (als Subiects) hat und demnach kein synthetisches | |||||||
Urtheil; mithin ist die Eigenthümlichkeit des Prädicats in | |||||||
einem Urtheile, da es Attribut ist, ganz u. gar nicht tauglich dazu, | |||||||
synthetische Urtheile a priori von analytischen zu unterscheiden. | |||||||
Alle dergleichen anfängliche Verirrungen, nachher vorsetzliche Blendwerke, | |||||||
gründen sich darauf, daß das logische Verhältnis von Grund | |||||||
und Folge mit dem realen verwechselt wird. Grund ist (im Allgemeinen) | |||||||
das, wodurch etwas Anderes (Verschiedenes) bestimmt gesetzt | |||||||
wird ( qvo posito determinate * ponitur aliud ). Folge ( rationatum ) | |||||||
ist qvod non ponitur nisi posito alio . Der Grund muß also immer | |||||||
etwas Anderes als die Folge seyn, und wer zum Grunde nichts anders, | |||||||
als die gegebene Folge selbst anführen kan, gesteht, er wisse (oder die | |||||||
Sache habe) keinen Grund! Nun ist diese Verschiedenheit entweder | |||||||
blos logisch (in der Vorstellungsart) oder real in dem Obiecte selbst. | |||||||
Der Begrif des Ausgedehnten ist von dem Begriffe des Theilbaren | |||||||
logisch verschieden; denn jener enthält zwar diesen, aber noch mehr | |||||||
dazu; In der Sache selbst aber ist doch Identität zwischen beyden; | |||||||
denn die Theilbarkeit liegt doch wirklich in dem Begriffe der Ausdehnung. | |||||||
Nun ist der reale Unterschied gerade derjenige, den man | |||||||
zum synthetischen Urtheile fodert. Die Logik, wenn sie sagt, daß alle | |||||||
(assertorische) Urtheile einen Grund haben müssen, bekümmert sich um | |||||||
diesen Unterschied gar nicht und abstrahirt von ihm, weil er auf den | |||||||
Inhalt der Erkentnis geht. Wenn man aber sagt: ein jedes Ding | |||||||
hat seinen Grund, so meynt man allemal darunter den Realgrund. | |||||||
Wenn nun Eb[erhard] für die synthetische Sätze überhaupt den | |||||||
Satz des zureichenden Grundes als Princip nennt, so kan er keinen | |||||||
andern als den logischen Grundsatz verstehen, der aber auch analytische | |||||||
Gründe zuläßt und allerdings aus dem Satze des Wiederspruchs abgeleitet | |||||||
werden kan; wobei es aber eine grobe von ihm begangene | |||||||
Ungereimtheit ist, seine sogenannte nicht=identische Urtheile auf den | |||||||
Satz des zureichenden Grundes, der doch nach seinem Geständnis selbst | |||||||
nur eine Folge vom Satze des Wiederspruchs sey (welcher schlechterdings | |||||||
nur identische Urtheile begründen kan) als ihr Princip zurück | |||||||
zu führen. | |||||||
Neben bey merke ich nur an (um in der Folge auf Eberhards | |||||||
Verfahren besser aufmerken zu können) daß der Realgrund wiederum | |||||||
zwiefach sey, entweder der formale (der Anschauung der Obiecte) | |||||||
wie z. B. die Seiten des Triangels den Grund der Winkel enthalten, | |||||||
oder der Materiale (der Existenz der Dinge) welcher letztere macht, | |||||||
daß das, was ihn enthält, Ursache genannt wird. Denn es ist sehr | |||||||
gewöhnlich, daß die Taschenspieler der Metaphysik, ehe man sich versieht, | |||||||
die Volte machen und vom logischen Grundsatze des z. Gr. zum | |||||||
transsc. der Caussalität überspringen und den letzteren als im erstern | |||||||
schon enthalten annehmen. Das nihil est sine ratione , welches eben | |||||||
so viel sagt, als alles existirt nur als Folge, ist an sich absurd: oder | |||||||
sie wissen diese Deutung zu übergehen. Wie denn überhaupt das | |||||||
ganze Capitel vom Wesen, Attributen etc. schlechterdings nicht in | |||||||
die Metaphysik (wohin es Baumgarten mit mehreren andern gebracht | |||||||
hat) sondern blos zur Logik gehört. Denn das logische Wesen, nämlich | |||||||
das, was die ersten constitutiva eines gegebenen Begrifs ausmacht, | |||||||
imgleichen die Attribute, als rationata logica dieses Wesens, kan ich | |||||||
durch die Zergliederung meines Begrifs in alles das, was ich darunter | |||||||
denke, leicht finden: aber das Realwesen (die Natur) d. i. der erste | |||||||
innere Grund alles dessen, was einem gegebenen Dinge nothwendig | |||||||
zukommt, kan der Mensch von gar keinem Obiecte erkennen z. B. von | |||||||
dem Begriffe der Materie machen Ausdehnung und Undurchdringlichkeit | |||||||
das ganze logische Wesen aus, nämlich alles, was nothwendiger | |||||||
Weise und primitiv in meinem und jedes Menschen Begriffe davon | |||||||
enthalten ist. Aber das Realwesen der Materie, den ersten inneren | |||||||
hinreichenden Grund alles dessen was nothwendig der Materie zukommt, | |||||||
zu erkennen, übersteigt bey weitem alles menschliche Vermögen | |||||||
und, ohne einmal auf das Wesen des Wassers der Erde und jedes | |||||||
andern empirischen Obiects zu sehen, so ist selbst das realwesen von | |||||||
Raum und Zeit und der erste Grund, worum jenem dreye dieser nur | |||||||
eine Abmessung zukomme, uns unerforschlich; eben darum, weil das | |||||||
logische Wesen analytisch, das Realwesen synthetisch und a priori erkannt | |||||||
werden soll, da dann ein Grund der Synthesis der erste seyn | |||||||
muß, wobey wir wenigstens stehen bleiben müssen. | |||||||
Daß die Mathemat. Urtheile nichts als synthetische Attribute | |||||||
geben kommt nicht daher, weil alle synthetische Urtheile a priori es | |||||||
blos mit Attributen zu thun haben, sondern weil Mathematik nicht | |||||||
anders als synthetisch und a priori urtheilen kan. S. 314. wo Eb. | |||||||
dergleichen Urtheil zum Beyspiele anführt, sagt er wohlbedächtig: "Ob | |||||||
es dergleichen auch ausser der Mathem. gebe mag vor der Hand ausgesetzt | |||||||
bleiben" Warum gab er unter den verschiedenen, die in der | |||||||
Metaph: angetroffen werden, nicht wenigstens eins zur Vergleichung? | |||||||
Es muß ihm schweer geworden seyn, ein solches auszufinden, was | |||||||
diese Vergleichung aushielte. Aber S. 319 wagt er es mit folgendem, | |||||||
von welchem er sagt, es ist augenscheinlich ein synthetischer Satz; aber | |||||||
er ist augenscheinlich analytisch und das Beispiel ist verunglückt. Es | |||||||
heißt: alles nothwendige ist ewig; alle nothwendige Warheiten | |||||||
sind ewige Warheiten. Denn, was das letztere Urtheil betrift, | |||||||
so will es nichts weiter sagen, als nothwendige Warheit ist auf | |||||||
keine zufällige Bedingungen (also auch nicht auf irgend eine Stelle in | |||||||
der Zeit) eingeschränkt; welches mit dem Begriffe der Nothwendigkeit | |||||||
identisch ist und einen analytischen Satz ausmacht. Wolte er aber | |||||||
sagen, die nothwendige Warheit existirt wirklich zu aller Zeit, so ist | |||||||
das eine Ungereimtheit, die man ihm nicht zumuthen kan. Den ersten | |||||||
Satz konnte er aber eben um deswillen nicht von der Existenz eines | |||||||
Dinges zu aller Zeit verstehen, sonst hätte der zweyte damit gar | |||||||
keine Verbindung. (Anfänglich glaubte ich die Ausdrücke: ewige | |||||||
Warheiten und im Gegensatze Zeitwarheiten wären nur ein, obzwar | |||||||
in einer transsc: Critik sehr unschickliches, Geziere oder Affectation mit | |||||||
tropischen Benennungen. Ietzt scheint es Eb. habe sie im eigentlichen | |||||||
Sinne genommen. | |||||||
S. 318-19. heißt es: Hr. K. scheint blos die nicht=nothwendige | |||||||
Warheiten etc. - bis: nur die Erfahrungsurtheile | |||||||
nothwendig" (hier ist nun ein so grober Misverstand, oder vielmehr | |||||||
vorsätzlich falsche Unterschiebung einer Vorstellungsart für die Meinige | |||||||
daß man sich schon zum voraus einen Begrif davon machen kan, wie | |||||||
genuin das folgende ausfallen werde). | |||||||
Es wird mehrmalen von den Gegnern gesagt: die Unterscheidung | |||||||
synthet. Urtheile von analyt. sey sonst schon bekannt gewesen. Mag | |||||||
es doch! Allein, daß man die Wichtigkeit derselben nicht einsahe, kam | |||||||
daher, weil man alle Urtheile a priori zu der letzteren Art und blos | |||||||
die Erfahrungsurtheile zu den ersteren gerechnet zu haben scheint; | |||||||
dadurch denn aller Nutze verschwand. | |||||||
Und nun zum Schlusse. Hr. Eberhard sagt S. 316 "Man | |||||||
sucht vergebens bey K. was das Princip synthet. Urtheile sey." | |||||||
Allein dieses Princip ist durch die ganze Critik d. r. V. von Cap: | |||||||
vom Schematism der Urtheilskraft an, ganz unzweydeutig angegeben, | |||||||
obgleich nicht in einer besonderen Formel aufgestellt. Es heißt: | |||||||
Alle synthetische Urtheile des theoretischen Erkenntnisses sind | |||||||
nur durch die Beziehung des gegebenen Begrifs auf eine Anschauung | |||||||
möglich. Ist das synthetische Urtheil ein Erfahrungsurtheil, | |||||||
so muß empirische Anschauung, ist es aber ein Urtheil a priori , | |||||||
so muß ihm reine Anschauung zum Grunde gelegt werden. Da es | |||||||
nun unmöglich ist (für uns Menschen) reine Anschauung zu haben, | |||||||
(da kein Obiect gegeben ist) wenn sie nicht blos in der Form des | |||||||
Subiects und seiner Vorstellungsreceptivität besteht, von Gegenständen | |||||||
afficirt zu werden so kann die Wirklichkeit synthetischer Sätze a priori | |||||||
schon an sich hinreichend seyn zu beweisen daß sie nur auf Gegenstände | |||||||
der Sinne, und nicht weiter als auf Erscheinungen gehen können, ohne | |||||||
daß wir noch wissen dürfen daß Raum und Zeit jene Formen der | |||||||
Sinnlichkeit und die Begriffe a priori , denen wir diese Anschauung | |||||||
unterlegen, um synthetische Sätze a priori zu haben, Categorien sind. | |||||||
Sind wir aber im Besitz der letztern und ihres Ursprungs, blos als | |||||||
der Form des Denkens, so werden wir überzeugt, daß sie für sich allein | |||||||
zwar gar kein Erkentnis und, mit jenen Anschauungen, kein übersinnliches | |||||||
theoretisches Erkentnis liefern, daß sie aber doch, ohne aus | |||||||
ihrem Kreise zu gehen, zu Ideen in practischer Absicht gebraucht | |||||||
werden können, eben darum weil die Begrenzung unseres Vermögens | |||||||
unseren Begriffen obiective Realität zu geben, nicht die Grenze der | |||||||
Möglichkeit der Dinge, noch auch des Gebrauchs der Categorien als | |||||||
Begriffen von Dingen überhaupt, in Ansehung des Übersinnlichen, | |||||||
welches wirklich=gegebene practische Ideen der Vernunft begründen, | |||||||
ausmachen kan. Und so hat jenes Princip synth. Urth. a priori eine | |||||||
unendlich größere Fruchtbarkeit als das nichts bestimmende Princip | |||||||
des zureichend. Grundes, welches in seiner Allgemeinheit betrachtet | |||||||
blos logisch ist. | |||||||
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Dies sind nun würdiger Freund meine Anmerkungen zu dem | |||||||
3 ten Stük des Eberh. Magazins, welche ich gäntzlich Ihrem beliebigen | |||||||
Gebrauche überlasse. Die Delicatesse, die Sie sich bei ihrer vorhabenden | |||||||
Arbeit vorsetzen und die ihrem bescheidenen Character so gemäß | |||||||
ist, könnte indessen gegen diesen Mann nicht allein unverdient, sondern | |||||||
auch nachtheilig seyn, wenn sie zu weit getrieben würde. Ich werde | |||||||
über 2 Posttage den Nachtrag meiner Anmerkungen das 2 Stük betreffend | |||||||
zuzuschicken die Ehre haben, wo Sie eine wirkliche hämische | |||||||
Bosheit, doch zugleich mit Verachtung seiner Unwissenheit, aufgedeckt | |||||||
sehen werden und daß er jede Gelindigkeit als Schwäche vorzustellen | |||||||
geneigt ist, mithin nicht anders als so, daß ihm Ungereimtheit und | |||||||
Verdrehungen, als solche, klar vorgerückt werden, in Schranken gehalten | |||||||
werden könne. Ich wünschte, daß Sie sich obiger Anmerkungen insgesammt | |||||||
als ihres Eigenthums bedienen möchten, denn sie sind auch | |||||||
nur Winke an dasjenige zu erinnern, was Ihr fleißiges Studium | |||||||
über diese Materien Sie schon vorlängst gelehrt hat. Indessen gebe | |||||||
ich Ihnen hiemit zugleich völlige Freyheit auch meinen Nahmen hinzuzusetzen, | |||||||
wenn und wo es Ihnen gefällig ist. | |||||||
Für Ihre schöne Schrift, die ich noch nicht ganz durchzulesen die Zeit | |||||||
habe gewinnen können, sage den ergebensten Dank und bin sehr begierig | |||||||
auf Ihre Theorie des Vorstellungsvermögens; mit welcher sich | |||||||
meine Critik der Urtheilskraft (von der die Critik des Geschmacks ein | |||||||
Theil ist) auf derselben MichaelisMesse zusammen finden wird. An | |||||||
die HErn. Schütz, Hufeland und Ihren würdigen Hrn. Schwiegervater | |||||||
meine ergebenste Empfehlung. | |||||||
Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und wahrer Freundschaft | |||||||
Ihr | |||||||
ergebenster I Kant | |||||||
S. Einlage. | |||||||
* Dieser Ausdruck muß niemals in der Definition des Grundes mangeln. Denn auch die Folge ist etwas, wodurch, wenn ich es setze, ich zugleich etwas anders als gesetzt denken muß, nämlich sie gehört immer zu irgend etwas als einem Grunde. Aber wenn ich etwas als Folge denke, so setze nur irgend einen Grund, unbestimmt welchen. (daher dem hypothetischen Urtheile die Regel zum Grunde liegt a positione conseqventis ad positionem antecedentis non valet consequentia ). Dagegen wenn der Grund gesetzt wird die Folge bestimmt wird. | |||||||
[ abgedruckt in : AA XI, Seite 033 ] [ Brief 358b ] [ Brief 360 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |