Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zum Streit der ... , Seite 433

   
         
 

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  01 erste ist die reine Moral als Lehre Gott zu dienen betrachtet, der Andere    
  02 die biblische Religion die im Glauben an Christum sein Verdienst und    
  03 Mittleramt zwischen Gott und Menschen seine Wunder u. Gnugthuung    
  04 aus welchem Glauben denn auch die Sittlichkeit selbst wunderthätig    
  05 hervorgehen soll - Beyde zusammen schmeltzen bringt ein bastartartiges    
  06 Product hervor (religio hybrida) Denn es sind in der That zweyerlei    
  07 Religionen. Aber die eine zum Vehikel der Anderen doch ohne Glaubenszwang    
  08 zu machen verletzt die Einheit nicht    
         
         
  09 Gott verehren als Idee ist Religion aber als Idol durch cultus der    
  10 nicht auf uns selbst sondern auf ihn gerichtet ist, ist Superstition.    
         
  11 Die Bibel kann als ein Gesetzbuch oder als ein Geschichtsbuch    
  12 (oder als beydes zusammen) betrachtet werden beydes entweder als    
  13 Offenbahrung von dem was Menschen zu thun haben oder was Gott    
  14 gethan hat und was die Religion betrift sieht man sie entweder als    
  15 Glaubensartikel d. i. als Bestandtheile der Religion ihre Sätze zu glauben    
  16 oder als Mittel an zum moralischen geführt zu werden. - Die erstere    
  17 Meynung bedarf einer theoretischen Schriftauslegung die zweyte einer    
  18 blos moralischen. In der ersteren muß man annehmen daß die Schriftsteller    
  19 derselben sich gar nicht geirret haben um dem Buche die höchste    
  20 Autorität zu geben: im zweyten kann man die Möglichkeit des letzteren    
  21 einräumen.    
         
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Zweite Seite

   
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Von der moderirten Verfassung

   
         
  24 Wenn eine Macht der anderen im Staate Wiederstand leisten kann    
  25 damit sie nicht despotisch herrsche so kan sie solche auch stürtzen. Denn    
  26 sie muß doch mehr Kräfte haben als die Andere um sie zu zwingen dem    
  27 Willen der letzteren zu folgen. Es bleibt also nichts übrig als die macht    
  28 welche die höchste Gewalt hat muß nicht wollen können die andere    
  29 sich zu unterwerfen. Das Volk aber ist das einzige was nicht wollen    
  30 kan die Regierung welche es selbst eingesetzt hat zu schwächen oder zu    
  31 stürzen. Das letztere aber würde doch geschehen können wenn es nicht    
  32 durch repräsentanten regiert würde oder nicht von Zeit zu Zeit abgewechselt    
  33 würde.    
         
         
     

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