Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zu Die Metaphysik der ... , Seite 383

   
         
 

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  01 Vom Begehrungsvermögen der conatus (Bestreben) der Wille und    
  02 die Willkühr.    
         
  03 Die Vernunft kann als causa instrumentalis mancher Zwecke oder    
  04 auch als caußa originaria der Bestimmung des Willens betrachtet werden.    
  05 Im letztern Falle heißt sie die reine practische Vernunft und ihre causalität    
  06 ist moralisch d. i. nach Freyheitsgesetzen. Diese caußalitas originaria der    
  07 Vernunft besteht darinn daß die Allgemeinheit der Regel der Willkühr    
  08 der oberste Bestimmungsgrund derselben ist und zwar ein für sich allein    
  09 hinreichender durch keine Triebfedern der Neigung zu überwiegender    
  10 Willkühr. So ist die bloße Nichtswürdigkeit die in der Lüge der Darbiethung    
  11 seiner selbst als Sache zum wohllüstigen Genuß Anderer oder    
  12 der Verstümmelung seiner selbst ein genugsamer Grund für die Vernunft    
  13 dem Antriebe dazu zu wiederstehen. Denn die Integrität der Menschheit    
  14 in seiner eigenen Person muß zur allgemein einschränkenden Regel der    
  15 Willkühr dienen weil sonst das Subject sich selbst nach Vernunftideen    
  16 vernichten würde.    
         
  17 Der Charakter des Ursprünglichen Willens ist Nothwendigkeit der    
  18 Bestimmung der Willkühr und in Ansehung des Menschen als Sinnenwesens    
  19 Nöthigung.    
         
  20 Das Begehrungsvermögen der Handlung nach einer Regel ist    
  21 der Wille d. i. das Vermögen sich etwas oder sein Gegentheil zum Zweck    
  22 zu machen. - Das Begehrungsvermögen eines Objects der Handlung    
  23 (was also sammt seinem Gegentheil als in meiner Gewalt vorgestellt    
  24 wird) ist die Willkühr    
         
  25 Der Wille ist also die practische Vernunft. Der Bestimmungsgrund    
  26 des Begehrungsvermögens zum Handeln ist die Triebfeder (elater)    
  27 diese ist entweder das Gefühl der Lust oder Unlust aus dem Object der    
  28 Handlung, (die Art wie die Handlung geschieht mag seyn wie sie wolle)    
  29 und heißt Anreitz (stimulus) Triebfeder der Sinnlichkeit oder aus der    
  30 Regel der Handlung überhaupt und heißt motiv (intellectuelle Triebfeder).    
  31 Das Begehren aus stimulis ist die Begierde; die habituelle    
  32 Begierde Neigung. - Der Wille ist an sich frey d. i. wird nicht durch    
  33 Antriebe der Natur bestimmt weil nur die Regel mithin die Vernunft    
  34 so fern sie sich der Vorstellung durch Begriffe bedient der Bestimmungsgrund    
  35 ist. Die Willkühr kann frey sie kan aber auch sinnlich necessitirt    
  36 seyn. Eine Handlung die aus einer freyen Willkühr hat entspringen    
         
     

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