Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 265 |
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01 | Abhandlung. |
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02 | Man kann die Lösung der vorliegenden Aufgabe unter zwey Abtheilungen | ||||||
03 | bringen, davon die eine das Formale des Verfahrens der | ||||||
04 | Vernunft, sie als theoretische Wissenschaft zustande zu bringen, die | ||||||
05 | andere das Materiale — den Endzweck, den die Vernunft mit der | ||||||
06 | Metaphysik beabsichtigt, wiefern er erreicht, oder nicht erreicht ist, von | ||||||
07 | jenem Verfahren ableitet. | ||||||
08 | Der erste Theil wird also nur die neuerdings geschehenen Schritte | ||||||
09 | zur Metaphysik, der zweyte die Fortschritte der Metaphysik selber im | ||||||
10 | Felde der reinen Vernunft vorstellig machen. Der erste enthält den | ||||||
11 | neuern Zustand der Transcendentalphilosophie, der zweyte den der | ||||||
12 | eigentlichen Metaphysik. | ||||||
13 | Die erste Abtheilung. |
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14 | Geschichte der Transcendentalphilosophie |
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15 | unter uns in neuerer Zeit. |
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16 | Der erste Schritt, der in dieser Vernunftforschung geschehen ist, | ||||||
17 | ist die Unterscheidung der analytischen von den synthetischen Urtheilen | ||||||
18 | überhaupt. — Wäre diese zu Leibnitzens oder Wolfs Zeiten deutlich erkannt | ||||||
19 | worden, wir würden diesen Unterschied irgend in einer seitdem | ||||||
20 | erschienenen Logik oder Metaphysik, nicht allein berührt, sondern auch | ||||||
21 | als wichtig eingeschärft finden. Denn die erste Art Urtheile ist jederzeit | ||||||
22 | Urtheil a priori und mit dem Bewußtsein seiner Nothwendigkeit verbunden. | ||||||
23 | Das zweyte kann empirisch seyn, und die Logik vermag nicht | ||||||
24 | die Bedingungen anzuführen, unter der ein synthetisches Urtheil a priori | ||||||
25 | statt finden würde. | ||||||
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