Kant: AA XX, Erste Einleitung in die Kritik der ... , Seite 244

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 zum Grunde legen zu dürfen, denn diese folgt blos dem Princip      
  02 der Vernunft. Dagegen die Möglichkeit eines ästhetischen und doch auf      
  03 einem Princip a priori gegründeten Urtheils der bloßen Reflexion,      
  04 d.i. eines Geschmacksurtheils, wenn bewiesen werden kann, daß dieses      
  05 wirklich zum Anspruche auf Allgemeingültigkeit berechtigt sey, einer Kritik      
  06 der Urtheilskraft als eines Vermögens eigenthümlicher transscendentaler      
  07 Principien (gleich dem Verstande und der Vernunft) durchaus bedarf,      
  08 und sich dadurch allein qualificirt, in das System der reinen Erkenntnißvermögen      
  09 aufgenommen zu werden; wovon der Grund ist, daß das ästhetische      
  10 Urtheil, ohne einen Begrif von seinem Gegenstande vorauszusetzen,      
  11 dennoch ihm Zweckmäßigkeit und zwar allgemeingültig beilegt,      
  12 wozu also das Princip in der Urtheilskraft selbst liegen muß, da hingegen      
  13 das teleologische Urtheil einen Begrif vom Objecte, den die Vernunft      
  14 unter das Princip der Zweckverbindung bringt, voraussetzt, nur daß      
  15 dieser Begrif eines Naturzwecks von der Urtheilskraft blos im reflectirenden,      
  16 nicht bestimmenden Urtheile gebraucht werde.      
           
  17 Es ist also eigentlich nur der Geschmack, und zwar in Ansehung der      
  18 Gegenstände der Natur, in welchem allein sich die Urtheilskraft als ein      
  19 Vermögen offenbart, welches sein eigenthümliches Princip hat und dadurch      
  20 auf eine Stelle in der allgemeinen Kritik der obern Erkenntnißverm en gegründeten      
  21 Anspruch macht, den man ihr vielleicht nicht zugetrauet hätte.      
  22 Ist aber das Vermögen der Urtheilskraft, sich a priori Principien zu setzen,      
  23 einmal gegeben, so ist es auch nothwendig, den Umfang desselben zu bestimmen,      
  24 und zu dieser Vollständigkeit der Kritik wird erfordert, daß ihr      
  25 ästhetisches Vermögen, mit dem teleologischen zusammen, als in einem Vermögen      
  26 enthalten und auf demselben Princip beruhend, erkannt werde, denn      
  27 auch das teleologische Urtheil über Dinge der Natur gehört eben so wohl als      
  28 das ästhetische, der reflectirenden (nicht der bestimmenden) Urtheilskraft zu.      
           
  29 Die Geschmackskritik aber, welche sonst nur zur Verbesserung oder      
  30 Befestigung des Geschmacks selbst gebraucht wird, eröfnet, wenn man      
  31 sie in transscendentaler Absicht behandelt, dadurch, daß sie eine Lücke im      
  32 System unserer Erkenntnißvermögen ausfüllt, eine auffallende und, wie      
  33 mich dünkt, viel verheißende Aussicht in ein vollständiges System aller      
  34 Gemüthskräfte, so fern sie in ihrer Bestimmung nicht allein aufs Sinnliche,      
  35 sondern auch aufs Übersinnliche bezogen sind, ohne doch die Grenzsteine      
           
    04 dieses δ als      
    06 Urtheilskraft δ zu      
    08 Kein Komma vor: in      
    17 u. 24 Kein Komma vor: und      
    22 Kein Komma vor: sich Kein Komma hinter: setzen      
    23 Kein Komma vor: den      
    27 Natur δ gilt (giebt?)      
    32-33 wie — dünkt keine Kommata.      
           
           
     

[ Seite 243 ] [ Seite 245 ] [ Inhaltsverzeichnis ]