Kant: AA XX, Erste Einleitung in die Kritik der ... , Seite 229 |
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Text (Kant):
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01 | ist eine sehr große Kluft. Denn ob, was subjectiv zweckmäßig ist, es auch | ||||||
02 | objectiv sey, dazu wird eine mehrentheils weitläufige Untersuchung, nicht | ||||||
03 | allein der practischen Philosophie, sondern auch der Technik, es sey der | ||||||
04 | Natur oder der Kunst, erfordert d.i., um Vollkommenheit an einem | ||||||
05 | Dinge zu finden, dazu wird Vernunft, um Annehmlichkeit, wird bloßer | ||||||
06 | Sinn, um Schönheit an ihm anzutreffen, nichts als die bloße Reflexion, | ||||||
07 | (ohne allen Begrif) über eine gegebene Vorstellung erfordert. | ||||||
08 | Das ästhetische Reflexionsvermögen urtheilt also nur über subjective | ||||||
09 | Zweckmäßigkeit (nicht über Vollkommenheit) des Gegenstandes: und es | ||||||
10 | frägt sich da, ob nur vermittelst der dabey empfundenen Lust oder | ||||||
11 | Unlust, oder sogar über dieselbe, so daß das Urtheil zugleich bestimme, | ||||||
12 | daß mit der Vorstellung des Gegenstandes Lust oder Unlust verbunden | ||||||
13 | seyn müsse. | ||||||
14 | Diese Frage läßt sich, wie oben schon erwähnt, hier noch nicht | ||||||
15 | hinreichend entscheiden. Es muß sich aus der Exposition dieser Art Urtheile | ||||||
16 | in der Abhandlung allererst ergeben, ob sie eine Allgemeinheit und | ||||||
17 | Nothwendigkeit bey sich führen, welche sie zur Ableitung von einem | ||||||
18 | Bestimmungsgrunde a priori qualificire. In diesem Falle würde das | ||||||
19 | Urtheil zwar vermittelst der Empfindung der Lust oder Unlust, aber doch | ||||||
20 | auch zugleich über die Allgemeinheit der Regel, sie mit einer gegebenen | ||||||
21 | Vorstellung zu verbinden, durch das Erkenntnißvermögen (namentlich die | ||||||
22 | Urtheilskraft) a priori etwas bestimmen. Sollte dagegen das Urtheil nichts | ||||||
23 | als das Verhältniß der Vorstellung zum Gefühl (ohne Vermittlung eines | ||||||
24 | Erkenntnißprincips) enthalten, wie es beym ästhetischen Sinnesurtheil der | ||||||
25 | Fall ist (welches weder ein Erkenntniß-, noch ein Reflexionsurtheil ist), so | ||||||
26 | würden alle ästhetischen Urtheile ins blos empirische Fach gehören. | ||||||
27 | Vorläufig kann noch angemerkt werden: daß vom Erkenntniß zum | ||||||
28 | Gefühl der Lust und Unlust kein Übergang durch Begriffe von Gegenständen | ||||||
29 | (so fern diese auf jenes in Beziehung stehen sollen) statt finde, | ||||||
30 | und daß man also nicht erwarten dürfe, den Einfluß, den eine gegebene | ||||||
31 | Vorstellung auf das Gemüth thut, a priori zu bestimmen, so wie wir ehedem | ||||||
32 | in der Crit. d. pract. V., daß die Vorstellung einer allgemeinen | ||||||
33 | Gesetzmäßigkeit des Wollens zugleich willenbestimmend und dadurch | ||||||
34 | auch das Gefühl der Achtung erweckend seyn müsse, als ein in unsern | ||||||
35 | moralischen Urtheilen und zwar a priori enthaltenes Gesetz, bemerkten, | ||||||
36 | aber dieses Gefühl nichts desto weniger aus Begriffen doch nicht ableiten | ||||||
01 sehr g.Z. | |||||||
04 Kein Komma nach: Kunst | |||||||
07 Begrif δ um erfordert. δ: Vollkomenheit sinnlich vorgestellt ist. also eine contradictio in adjecto. | |||||||
20 auch g.Z. (Kant). | |||||||
25 Komma vor statt nach der Klammer. | |||||||
30 also δ a priori . | |||||||
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