Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 622

     
           
 

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  01 (er betrachtet nimt nicht harmoniam praestabilitam, sondern occasionalem      
  02 an), imgleichen daß alle Wirkungen zwecke und alle Ursachen mittel      
  03 wären.      
           
  04 a posteriori. 1. Setzet er voraus, daß aus der besondern Übereinstimung      
  05 mit gewissen vermuthlichen Zweken die besondere Absicht zu      
  06 schließen sey. 2. Aus viel solchen schließet er eine Regel des Göttlichen      
  07 Willens, e. g. Iuden.      
           
  08 Aus einzelnen Absichten laßt sich kein Lauf der Welt nach allgemeinen      
  09 Gesetzen ableiten.      
           
  10 S. II:      
  11 Die Vorsehung ist die Unterordnung aller Dinge der Welt unter den      
  12 Göttlichen Willen. In so ferne allgemeine Gesetze des Laufes der Natur      
  13 unter dem göttlichen Willen stehen, so heißt sie die Allgemeine, in so ferne      
  14 besondere Regeln ihrer Veränderungen oder auch einzelne Dinge als      
  15 diesem göttlichen Willen unterworfen betrachtet werden, so heißt sie die      
  16 besondere Vorsehung. Weil wir gezeigt haben, daß gewisse Folgen in      
  17 einem Rathschlusse mit begriffen seyn können, ob sie zwar mit dem Zwecke      
  18 nur accidentaliter und nicht als Bewegungsgründe verbunden sind; daher      
  19 indessen stehen doch alle diese unter der Vorsehung, in so weit sie dem      
  20 Göttlichen Willen unterworfen sind. Die göttliche Direction ist diejenige      
  21 Verhältnis, welche alle (g auf einander folgende Dinge ) Dinge der Welt      
  22 auch auf die Absicht Gottes haben, indem sie damit jederzeit übereinstimmen,      
  23 und wird eben so wohl wie die Vorsehung in die allgemeine und      
  24 besondere eingetheilt. Die Vorsehun direction will noch etwas mehr als      
  25 die Vorsehung sagen. Ich kan sagen: alle Sonnen und Mondfinsternisse      
  26 stehen unter der göttlichen Vorsehung, in so ferne er sie alle voraussahe      
  27 und die Ursachen dazu beschloß, er mag sie nun als zur Absicht gehörig      
  28 oder als Nebenfolgen aus andern Absichten beschlossen haben. Wenn ich      
  29 aber sie unter der Göttlichen direktion betrachte, so sehe ich sie in dem besondern      
  30 Verhältnisse auf die Göttliche absichten an, in wie ferne er könnte      
  31 sie intendirt und ihre Ursachen als Mittel gebraucht haben. Ferner bedienet      
  32 man sich des Worts Vorsehung von allen Dingen der Welt ohne      
  33 Unterschied, des Worts direction aber in Ansehung der aufeinander folgenden      
  34 Weltveränderungen.      
           
     

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