Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 309

     
           
 

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  01 werden; nicht für sich allein, sondern um ihrer Glükseeligkeit willen, weil      
  02 es unvollkommene Pflicht ist, der wir keine vollkommene nachsetzen können.      
           
           
  03

Forum.

     
  04

§180-185.

     
           
   

 

7311.   ψ? φ? τ?   Pr 124.   Neben § 185:
 
     
  06 Glükseeligkeit ist das Bewustseyn einer immer währenden Zufriedenheit      
  07 mit seinem Zustande. Nun kan man durch die Tugend an sich glükseelig      
  08 seyn, wenn man das physische seines Zustandes für gleichgültig hält      
  09 und im Bewustseyn seines Zustand moralischen Zustandes, so fern er ein      
  10 immerwährender Fortschritt zum bessern ist, den ganzen Werth seines Daseyns      
  11 setzt.      
           
   

 

7312.   ψ.   Pr 125.   Zu § 185?
 
     
  13 Das christliche Ideal ist das Ideal der heiligkeit, d. i. der reinigkeit      
  14 der Sitten, die für den Augen Gottes bestehen kan, welches ein Probirstein      
  15 ist, daran die Vernunft die Reinigkeit der Gesinnung allein Prüfen      
  16 kan und danach unser Gewissen als Stellvertreter eines höchsten (inneren)      
  17 Richters als Herzenskündigers die Handlungen beurtheilt; denn im Standpuncte      
  18 eines Menschen bringen wir, selbst wenn wir uns das Gesetz denken      
  19 wollen, die menschliche Schwachheit und in Anschlag, um die foderung      
  20 desselben herabzustimmen, obzwar eben diese schwachheit und Unlauterkeit      
  21 durch die Heiligkeit des Gesetzes nach und nach gehoben und gereinigt      
  22 werden soll. Das christliche Gesetz kan auf diese Art freylich nur einen      
  23 unaufhörlichen fortschritt vom guten zum bessern fodern, verspricht die      
  24 Versicherung desselben aber doch durch den guten Geist, der, wenn wir      
  25 herzlich wollen, in uns wohnen wird.      
           
  26 Hierin ist es vom Stoischen Ideal der weisheit unterschieden, welches      
  27 keine solche Reinigkeit der Gesinnungen, sondern nur Zutrauen zu seiner      
  28 Stärke in ansehung aller Versuchungen fodert und Eigendünkel erregt, der      
  29 sehr schädlich ist und den fortschritt verhindert.      
           
     

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