Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 101 |
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01 | nicht bestimmt ist, deren Bestimmung in concreto angetroffen wird; | ||||||
02 | daher, was dem universali nicht contradicirt, kan dem individuo oder der | ||||||
03 | speciei wiederstreiten. | ||||||
04 | Das maximum in abstracto ist durchgängig determinirt, aber es ist | ||||||
05 | nicht immer in concreto möglich. Alle Eigenschaften eines maximi in | ||||||
06 | abstracto qva talis sind nicht allein in ihm möglich, sondern auch wahr; | ||||||
07 | aber in concreto könen sie unmöglich seyn, weil die Bestimungen des | ||||||
08 | maximi qva talis den determinationen der speciei wiederstreiten. | ||||||
6596. η. Pr XVIII'. |
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10 | Alle handlung des Rechts ist ein maximum der freyen Willkühr, | ||||||
11 | wenn sie gegenseitig genommen wird. | ||||||
12 | Der Mensch ist geneigt, in jeder Größe das extrem zu sehen, das | ||||||
13 | maximum und minimum, theils weil er nicht aufhört ohne diesen terminum | ||||||
14 | in der addition und subtraction, theils weil er ein maß bedarf: | ||||||
15 | Das Größeste wird entweder unbestimmt gedacht, in so fern man die | ||||||
16 | bloße hinziehung gedenkt, als (Zahl) Raum, Zeit (g alles ); oder bestimmt: | ||||||
17 | wenn das großeste auf bestimmte Verhältnisse ankommt. Das größeste | ||||||
18 | aller Wesen kan auf vielerley Weise bestimt gedacht werden nach den Verhältnissen, | ||||||
19 | welche die mancherley realitäten der Dinge gegen einander | ||||||
20 | haben könen, um die Größe zu vermindern oder zu vermehren. | ||||||
21 | Dieses Großeste wird entweder Gedacht durch gewisse bestimungen | ||||||
22 | eines Dinges, die gegen einander in veränderlichen Verhältnissen seyn, | ||||||
23 | selbst gegeben, oder es besteht blos in der willkührlichen vergrößerung. | ||||||
24 | Das letztere ist ein ideal der Erdichtung, das erste ein ideal der Vernunft, | ||||||
25 | welches sich ins blos mathematische und philosophische ideal unterscheidet. | ||||||
26 | Das Kleineste (g der Kraft beweglich ) kan ein moment heißen. | ||||||
27 | Es giebt kein eigentlich maximum und minimum in absolutem Verstande | ||||||
28 | bey qvantitativen continuis, aber wohl bey discretis. | ||||||
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