Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 599 |
||||||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
|||||||
| 01 | Ewigkeit. Daher heißt er auch das selbständige oder Ursprüngliche Wort* | |||||||||
| 02 | (der Grund des Werdens). In ihm blos liebt er (g allein ) die Welt, und | |||||||||
| 03 | verhaltnisweise auf ihn heißt der Weltschopfer auch Vater der Menschen | |||||||||
| 04 | in seinem Sohn, d.i. als seinem ectypo. Zu dieser übereinstimung mit | |||||||||
| 05 | dem Ideal des Sohnes den Menschen zu bringen, ist der heiligende Geist | |||||||||
| 06 | von Ewigkeit in ihm, der das Mangelhafte Geschopf mit dem heiligsten | |||||||||
| 07 | Willen durch die Bestrebung, dem Ideal des Sohnes ähnlich zu werden, | |||||||||
| 08 | und durch Ergänzung des Mangelhaften der Gerechtigkeit vereinigt.** | |||||||||
| 09 | Er ist der Richter in Uns, der uns das heilige Gesetz vorhält, darnach | |||||||||
| 10 | richtet, aber auch das, was uns an Gerechtigkeit abgeht, durch das Ideal | |||||||||
| 11 | der Menschheit, wenn wir auf dem Wege sind ihm immer näher zu kommen, | |||||||||
| 12 | ergänzt und uns im Unendlichen, ununterbrochenen Fortgange demselben | |||||||||
| 13 | und zugleich der Seeligkeit näher bringt. | |||||||||
| 14 | Im Bilde Bewustseyn des ersten Adams, in welchem wir alle gesündigt | |||||||||
| 15 | haben, und mit dem demüthigen Bewustseyn der Gebrechlichkeit | |||||||||
| 16 | jeder (g menschlichen ) Tugend, die durch Zufallige versuchende Umstände, | |||||||||
| 17 | so groß sie auch sey, gestürtzt werden kan, und im Glauben an einen zweyten | |||||||||
| 18 | Adam, d.i. einen Menschen, der allen solchen Versuchungen, selbst den | |||||||||
| 19 | hartesten durch Schmach und Leiden, wiedersteht und dadurch die Thunlichkeit | |||||||||
| 20 | dessen, was das heilige Gesetz fodert, beweiset, mithin daß es nicht | |||||||||
| 21 | ein leeres, sondern practisches Ideal sey: in der jederzeit fortschreitenden | |||||||||
| 22 | Besse Annäherung zu diesem Beyspiele der Vollkommenheit in diesem | |||||||||
| 23 | Geiste der Demuth und zugleich der Hofnung können wir die Gegenstande | |||||||||
| 24 | der Liebe Gottes in seinem Sohne dadurch werden, daß wir ihm ähnlich | |||||||||
| 25 | und mit ihm gerechtfertigt werden. Hier sind keine Gefühle und übernatürliche | |||||||||
| [ Seite 598 ] [ Seite 600 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||||