Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 526

     
           
 

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  01 nothwendigkeit seines Daseyns erfodert werde. Kan man nicht vielleicht      
  02 sagen: es ist weder an sich nothwendig noch an sich zufallig? Denn      
  03 beydes geht nur auf respective Position und auf die existentz des inhärirenden,      
  04 d.i. eines incompleten Wesens, das selbst kein Ding ist; das      
  05 subsistirende läßt sich vielleicht zwar seiner Nichtexistenz nach denken, aber      
  06 das Nichtseyn kan niemals etwas seyn, was ihm zustoßen kan, wenn es      
  07 einmal als existirend betrachtet wird, ja auch sein Entstehen nicht.      
           
  08 Alle Beweise des Daseyns Gottes und der Bestimmung seines Begrifs      
  09 beruhen am Ende auf dem transscendentalen Satze: Daß das Vollkommenste      
  10 Wesen ein ens originarium sey (s possibilitas originaria und      
  11 existentia originaria ) oder: daß umgekehrt das ens originarium ein allervollkommenstes      
  12 Wesen sey, folglich es nicht mehr derselben geben könne,      
  13 auch alles andere von ihm abgeleitet sey. Der erste dieser zwey Sätze ist      
  14 der Grund der ontotheologie, und da wird das Daseyn aus dem Begriffe      
  15 seiner Eigenschaften geschlossen. Der zweyte ist der Inhalt der cosmotheologie      
  16 (s theologia naturalis ), und da wird umgekehrt sein Begrif auf      
  17 das aus dem Daseyn von etwas überhaupt gefolgert. Die Physi Also      
  18 ist alle Theologie eigentlich über den transscendentalen Begrif des entis      
  19 realissimi gebauet. Die physicotheologie bedient sich der Zufalligkeit der      
     

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