Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 281 |
||||||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
|||||||
01 | brauchen, geleitet, aber wir machen unsern möglichen Progressus | |||||||||
02 | zu einem Gegenstande an sich selbst, indem wir die Möglichkeit | |||||||||
03 | der Erfahrung vor etwas wirkliches im Gegenstande der Erfahrung | |||||||||
04 | ansehen. | |||||||||
05 | Hier zeigt sich Antinomie. Alle Ideen, die den Grund dieser Dialectic | |||||||||
06 | ausmachen, sind hierin enthalten: psychologische so wohl als theologische, | |||||||||
07 | aber nur so fern sie in die reihe moglicher Erfahrung gehören, | |||||||||
08 | die sich selbst begrenzen soll. Hie sollen die Ideen den Progressus nur | |||||||||
09 | vollenden und sind cosmologisch. Aber es zeigt sich noch ein anderer schein, | |||||||||
10 | wo sie nicht zur Reihe gehören und vor sich selbst eine solche etwas zur | |||||||||
11 | Erfahrung hinzusetzen sollen, und da sind die Ideen theils psychologisch, | |||||||||
12 | theils theologisch. Die hypothetische Vernunftschlüsse sind die Leitung: | |||||||||
13 | zum ersten die categorische und disiunctive zum letzten. Die erste legen | |||||||||
14 | zum Grunde die subiective Verknüpfung aller Vorstellungen in einem | |||||||||
15 | subiect, die letzten obiective in einer Idee. Von dem ersten Subiect | |||||||||
16 | giebts alsdenn keinen Begrif, von dem zweyten obiect giebts nur ein | |||||||||
17 | Ideal. | |||||||||
18 | Wenn wir zur Warheit noch etwas mehr erfodern als den durchgängigen | |||||||||
19 | zusammenhang der Anschauungen nach Gesetzen des Verstandes, | |||||||||
20 | worin solten wir sie denn setzen, wenn dieses nicht Zugleich die Vorstellung | |||||||||
21 | eines bestimmten obiects wäre. Soll es ausser dem noch in Übereinstimung | |||||||||
22 | mit etwas anderm, was nicht in unsern Vorstellungen liegt, | |||||||||
23 | seyn, s wie wollen wir es damit vergleichen. Alle obiecte (g werden nur | |||||||||
24 | durch die Vorstellungen in mir bestimt; was sie übrigens an sich seyn | |||||||||
25 | mögen, ist mir unbekannt ) sind zugleich in uns; ein obiect ausser uns ist | |||||||||
26 | transscendent, d.i. uns gänzlich unbekant und zum Criterium der Wahrheit | |||||||||
27 | unbrauchbar. dialectic. | |||||||||
28 | Der Idealism nimmt keine andere als denkende Wesen an. Daß | |||||||||
29 | thun wir niemals, aber nur daß wir nicht unsere Vorstellungen als ihre | |||||||||
30 | Eigenschaften ansehen. Fortsetzung am obern Rand: In den Sinnen ist | |||||||||
31 | ja weder Warheit noch Irrthum, weil sie gar nicht Urtheilen, sonde daher | |||||||||
32 | sind alle Erscheinungen so fern ohne moglichen Irrthum und kein Schein. | |||||||||
33 | Der Idealist räumt ein, daß wirklich Ausdehnung und Korper ausser | |||||||||
34 | uns sein könten, aber nicht wirklich seyn, also blos ein Traum in uns. | |||||||||
[ Seite 280 ] [ Seite 282 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||||