Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 264 |
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| 01 | ist uns unbegreiflich, weil wir die Natur nur als allgemeine Gesetzmaßigkeit | |||||||||
| 02 | und nicht als ein Ganzes erkennen. ) | |||||||||
| 03 | Alle Dinge (g und Begebenheiten ) stehen unter einer allgemeinen und | |||||||||
| 04 | besonderen Vorsehung; aber nicht alles, was geschieht, geschieht durch eine | |||||||||
| 05 | besondere Vorsehung, dazu gantz besondere und auf einzelne Fälle gerichtete | |||||||||
| 06 | Anordnung zu suchen wäre**. Denn nicht alles, was mit dem Zweke | |||||||||
| 07 | Gottes stimmt, ist sein Zwek und enthelt nicht immer den Bewegungsgrund | |||||||||
| 08 | seiner Anordnung. providentia legislatoria oder generalis ist von der | |||||||||
| 09 | providentia decretoria oder speciali zu unterscheiden. Die actus einer | |||||||||
| 10 | providentia specialis sind gehören nicht zur ordentlichen, sondern ausserordentlichen | |||||||||
| 11 | providentz und sind von der directione speciali nur dadurch | |||||||||
| 12 | unterschieden, daß jene schon in der Schopfung als eingeschlossen gedacht | |||||||||
| 13 | werden. Der Gottliche ratschluß ist ein actus und geht aufs gantze, und | |||||||||
| 14 | von der Idee desselben müssen alle besondere Einrichtungen abgeleitet | |||||||||
| 15 | werden: er wird nicht aus theilen zusammen gesetzt, da würde ein aggregat | |||||||||
| 16 | der Zweke und kein System entspringen. | |||||||||
| 17 | M 394: | |||||||||
| 18 | Die providentia specialis ist jederzeit ein Wunder (miraculum praestabilitum) | |||||||||
| 19 | und kan nur als ein solches eingeräumt werden. Das hat | |||||||||
| 20 | die providentia generalis Gottes besonderes an sich, daß hier nicht das | |||||||||
| 21 | Wohl des einzelnen der Kunst im Gantzen aufgeopfert wird. Es kan sich | |||||||||
| 22 | keine einzelne Begebenheit zutragen, die nicht auch zum Besten des Gantzen | |||||||||
| 23 | gehöret; alle Begebenheiten geschehen so, als ob sie durch göttliche besondere | |||||||||
| 24 | Vorsehung prästabilirt wären. Davon ist die Ursache, daß selbst | |||||||||
| 25 | die moglichkeit der Dinge auf der abhängigkeit ihrer wesen von der hochsten | |||||||||
| 26 | Weisheit beruht und die theile im Gantzen immer unmittelbar durch Weisheit | |||||||||
| 27 | bestimt seyn; aber nach unserer Erklärungsart können wir dieses nicht | |||||||||
| 28 | so ausdrüken, weil dadurch die Ableitung von allgemeinen Naturgesetzen | |||||||||
| 29 | gehindert und ignava ratio eingeführt wird. | |||||||||
| 30 | M 394e: | |||||||||
| 31 | **(s Die (g Weisheit in ) Ergänzung des Mangels der Zwekmäßigkeit | |||||||||
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