Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 258

     
           
 

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  01 sie nur vermittelst der Sinnlichkeit zu Handlungen übergehen. In den      
  02 Erscheinungen ist kein hiatus vor den Verstand, aber diese lassen sich      
  03 a priori, d.i. vom absolut ersten an, auch nicht bestimmen.      
           
  04 Ueberhaupt betrift hier die Schwierigkeit nicht den Mangel des Zureichenden      
  05 Grundes, sondern nur dessen unter den Erscheinungen. Wenn      
  06 in den oberen Kräften, ihren Unterlassungen oder Vollkommenheiten, die      
  07 Handlung bestimt ist: so ist (g alsdenn ) nicht mehr die Rede frage von      
  08 dem Grunde dessen, was geschieht, sondern es zeigt was iederzeit da ist,      
  09 namlich der Vernünftige wille, woraus das gegentheil des Bosen immer      
  10 moglich war.      
           
  11 Die Vernunft bestimt sich selbst in Ansehung ihrer Begriffe, die Sinnlichkeit      
  12 wird vom Gegenstande bestimt. Daher gründet sich iene auch nicht      
  13 auf Bedingungen der apprehension und apperception, sondern bestimt die      
  14 synthesis a priori.      
           
  15 Man kan nicht sagen, daß das gegentheil aller unserer Handlungen      
  16 müsse subiectiv moglich seyn, damit man frey sey (gute Handlungen),      
  17 sondern nur der aus Sinnlichkeit entspringenden. Aber auch in diesem      
  18 Falle sind sie unter der Sinnlichkeit bestimmt, obzwar überhaupt genommen      
  19 noch unbestimmt. Sinnlichkeit und Vernunft bestimmen einander      
  20 nicht, sondern iedes wirkt nach seinen Gesetzen; aber sie dirigiren      
  21 einander (harmonie).      
           
  22 Die causalitaet der Vernunft ist freyheit. Die bestimende caussalitaet      
  23 der Sinnlichkeit: thierheit.      
           
   

 

5620.   χ? (υ?) (ψ?)   M 286'.
 
     
  25 Gleichwie die Vernunftnicht durch die Sinne, aber doch in Beziehung      
  26 auf dieselbe nach den allgemeinen Bedingungen einer Erkentnis überhaupt      
  27 urtheilt: so auch eben dieselbe nicht durch das Gefühl, aber doch in Beziehung      
  28 auf dasselbe nach den Bedingungen der Möglich Allgemeingültigkeit      
  29 des Urtheils über das Wohlgefallen und Misfallen. Es ist die      
  30 allgemein gemachte appetition, wie jene die allgemein gemachte apprehension.      
  31 Kein Gefühl unterscheidet das Recht vom Unrecht, sondern die Vernunft      
  32 entwirft die Bedingungen (unter denen allein eine Regel statt findet      
  33 hierüber zu urtheilen. Das Wohlgefallen an der Regelmäßigkeit ist eigentlich      
     

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