Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 361

     
           
 

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  01 Verhältnissen nach der Regel der identitaet von dem allgemeinen aufs      
  02 besondere fließe, sondern welche Verhältnisse wirklich zum ersten Grunde      
  03 allgemeiner Regeln liegen. Weil nun diese Verheltnisse weder durch die      
  04 Sinne in der Erfahrung, noch durch den Verstand in einem anschauenden      
  05 und einzelnen Begriffe gegeben sind, so kan nichts weiter geschehen, als      
  06 daß man seine verworrenen Ideen zergliedere. Hieraus kann aber nur      
  07 eine wissenschaft des subiects entspringen. Da kein Gegenstand hiebey      
  08 gegeben ist, so würden wir durch dieses schneiden und zergliedern unserer      
  09 Ideen auch über ihn nichts erfinden können.      
           
   

 

3949.   κ1.   M XXXXIV.   E II 126.
 
     
  11 Unter den logischen Regeln stehen mathematic und moral (purae),      
  12 unter den metaphysischen die reine erkentnis dessen, was in äussere und      
  13 innere sinne fallt, folglich die erste Vernunftgründe äußerer und innerer      
  14 Erscheinungen. Bei beyden muß man das, was das allgemeinste ist der      
  15 äußeren und inneren sinne, nach seinen ersten Vernunftgründen erwegen.      
           
  16 Also ist keine Weltweisheit der reinen Vernunft als logic und metaphysica.      
           
  18 Der Grundbegriff der logic ist der des allgemeinen, in so fern er      
  19 einiges unter sich enthält oder nicht; nach diesem Verhältnisse werden      
  20 Dinge gedacht, aber in demselben werden sie nicht vorgestellt. Der Begrif      
  21 der Art oder gattung ist nicht gegeben, sondern ist nur das Verhältnis      
  22 wornach conceptus dabiles können verglichen werden.      
           
  23 Die logic giebt gar keine Grundbegriffe der Vernunft, sondern der      
  24 Gesetze, nach welchen wir uns überhaupt die Erkentnisse durch einander      
  25 deutlich machen. Also enthält sie die Regeln, ohne welche wir keine deutliche      
  26 Erkentnis der Sachen bekommen können; die metaphysic aber die      
  27 Regeln, ohne die obiecte von uns gar nicht können erkannt werden. Die      
  28 logische Sätze sind willkü Regeln, deren wir uns willkürlich als Mittel      
  29 gebrauchen, um Erkentnisse durch Vergleichung deutlich zu machen. Die      
  30 metaphysic zeigt die Merkmale, welche durch die Natur der Vernunft gegeben      
  31 sind (die logic nur den Gebrauch der Merkmale überhaupt).      
           
     

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