Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 244

     
           
 

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  01 an sich selbst von der Art seyn, daß daraus diese Verhältnis unbestimmt      
  02 bleibt. Diese Art der Ungewisheit, welche man die objectivische nennen      
  03 könte, muß in der Erkentnis eines jeden erkenntnisses angetroffen werden,      
  04 welches eingeschränkt ist. Der, so nicht alles erkennt, aus deßen Erkentnisstücken      
  05 muß einiges (g seiner Beschaffenheit nach ) unausgemacht bleiben,      
  06 er mag mit diesem Erkentniße auch Vergleichungen anstellen, wie er immer      
  07 will. Es kommt nur d      
           
  08 Erkennet man nun diese Er, daß aus gewißen Datis, die man weiß,      
  09 gewiße andre Best Stücke unbestimmt seyn, so ist kan in so ferne kein      
  10 Irrthum in unserm Erkentniße statt finden, und daßelbe ist darum nicht      
  11 (g objektivisch ) ungewiß. Wenn der scheinbare Durchmeßer eines Sternes      
  12 bekant ist, die Weite aber unbekannt, so ist bleibt es ungewiß, welches      
  13 die Wahre Größe des Sternes sey, obgleich woferne man nur nicht weiter ge      
  14 aus dieser Ungewisheit allein kein Irrthum entspringen kan. Ebenso wenn      
  15 in der Beobachtung S. II: der Winckel einmal bekant ist daß ein Fehler      
  16 von zwey Secunden nicht konne bemerkt werden, so ist alle daß, was von      
  17 einer solchen Große mehr oder weniger abhängt, aus der Beobachtung      
  18 unbestimt, und, wenn man dieses als ein solches erkennt, so kann in soweit      
  19 kein Irrthum statt finden.      
           
  20 Da die Ungewisheit in der Möglichkeit zu Irren besteht, d.i. ein      
  21 Urtheil, welches falsch ist, zu fällen, so werden alle Gründe dieser Möglichkeit      
  22 entweder negativ oder positiv sind, Nehmlich: sie bestehen entweder      
  23 darin, daß Gründe zu einem (g gewißen ) wahren Erkentniße Urtheile      
  24 fehlen, oder, das positive Gründe zu urtheilen seyn, welche Urtheile gleichwohl      
  25 nicht der Beschaffenheit der Sachen gemäß sind. Der erstere Grund      
  26 an sich selber ist nicht zureichend, um die Möglichkeit des Irrthums dadurch      
  27 zu verstehen. Denn daraus, weil ich gewiße Dinge nicht weis, folgt      
  28 noch nicht, daß ich ein falsches Urtheil fällen könne. Denn voraus gesetzt,      
  29 daß ich erkenne, diese stüke müste ich wißen, um zu urtheilen, so würde      
  30 ich, da wenn ich finde, ich wiße sie nicht, nicht urtheilen wollen und vor      
  31 allem Irrthum verwahrt seyn. (g Bey ) Dem Astronomen, so lange er      
  32 von einem Cometen zwar den scheinbaren Durchmeßer, aber nicht die      
  33 entfernung Parallaxe weiß, ist in so ferne objektive ungewiß, wie weit und      
  34 wie groß er sey, aber es ist unmoglich, daß er hierin irren kann, so lange      
     

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