Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 625

   
         
 

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  01 diese ihn nothigen solte, alles was ihn aufbleht und sein ansehen vergroßert    
  02 oder verschönert, fahren zu lassen, so ist sehr zu fürchten bricht ab.    
         
   

 

1430.   υ.   M 320.   E I 655.
 
   
  04 Es giebt barbarische oder gesittete Tugend (g disciplinirte ) gesetzmäßige    
  05 Tugend. Die erstere ist selb ohne Verbindlichkeit, die andre nur    
  06 aus Grosmuth, die zweyte aus Pflicht. Zur ersten gehöret grosmüthige    
  07 Freundschaft ohne mit Rachbegierde gegen Beleidigung, Vertheidigung    
  08 des Rechts andrer ohne Dankbarkeit, Schutz des weiblichen Geschlechts    
  09 ohne Bürgerpflicht. Ferner patriotische oder cosmopolitische Tugend.    
  10 Zu Hause und gegen Familie oder Vaterland enthusiastisch, gegen die    
  11 ganze übrige welt gleichgültig, Patriotischer Misgunst gegen andre Völker.    
  12 Die Regel ist: Wir müssen uns unter Pflicht und Gesetzen aus allgemeinen    
  13 guten Gesinnungen verbunden erkennen.    
         
  14 Die Gutherzigkeit macht es nicht aus. Die Achtung vors Menschliche    
  15 recht, nicht aus Religion, sondern aus Menschenpflicht, ist niemals in    
  16 das Herz der barbaren gekommen.    
         
  17 Vom Enthusiasm der Tugend und der kalten Überlegung nach    
  18 Grundsätzen.    
         
   

 

1431.   υ.   M 321.
 
   
  20 Die (g simple ) Todesstrafe ist die, welche am meisten dem Charakter    
  21 der verurtheilten angemessen ist; ein ehrlicher Mann (als bey der englischen    
  22 rebellion) wird dadurch am gelindesten und ein schelm nach dem Maaße    
  23 der niedertrachtigkeit am härtesten bestraft, ausgenommen wo überdrus    
  24 des Lebens die Ursache des Verbrechens an anderen ist; denn da muß der    
     

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