Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 492 |
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01 | Behutsamkeit aber sieht der einer Gefälligkeit, die man gegen seine | |||||||
02 | Launen hat (indulgere genio suo) mithin einer läßigen Gemüthsart und | |||||||
03 | Faulheit ähnlich, ist aber wirklich eine Erhaltung seiner Selbst. Witzige | |||||||
04 | Kopfe von Profession: ein Sturz, ein Hölty, so gar ein Abbt, die den Geist | |||||||
05 | zu Schwüngen des Witzes anspornen, leben nicht lange, und es giebt deren, | |||||||
06 | die einen Haß gegen das bekommen, was gleichsam durch zu viele Anstrengung | |||||||
07 | ihre Gehirnnerven verletzt hat, und über eine gewisse Beschäftigung | |||||||
08 | darum gänzlich verlassen. | |||||||
1106. ψ1. L Bl. Ha 11. S. I. |
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11 | Es ist merkwürdig, daß ein Vernünftiger Mann, nachdem er zur | |||||||
12 | Reife der Jahre und Urtheilskraft gelangt ist, schwerlich wählen würde | |||||||
13 | jünger zu seyn, gesetzt er solte diese zurükgerufene und ihm noch bevorstehende | |||||||
14 | Jahre auch auf bessere conditionen leben. Er ist froh, daß er so | |||||||
15 | viel hinter sich hat. Indessen wird er doch wünschen, so alt zu werden, als | |||||||
16 | Menschen werden konnen, doch unter guten Bedingungen, weil die Lebenslänge | |||||||
17 | selbst ein Verdienst um die ihm anvertraute Menschheit zu seyn | |||||||
18 | scheint, und eine Pflicht, es so hoch als moglich zu bringen. Solten aber | |||||||
19 | Menschen noch viele hundert Jahre leben können, so würde ihnen das eher | |||||||
20 | als eine gefährliche Prüfung der Menschen als wie eine Wohlthat der | |||||||
21 | Vorsehung vorkommen. | |||||||
1107. Vacat. |
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