Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 203

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Sie haben bisher 5 Numern der Berlinischen Blätter erhalten;      
  02 hiebei sende ich Nr 6 bis 12. In dem 10ten Stück ist Ihr Aufsatz,      
  03 und in dem 11ten der Schlettweinsche Brief enthalten.      
           
  04 Ich will Ihre wichtige Zeit nicht länger unterbrechen, und versichere      
  05 Sie nur noch einmal meines Dankes und meiner Verehrung.      
           
  06   Ganz der Ihrige      
  07 Berlin, Biester.      
  08 d. 20 Septemb. 1797.        
           
           
    779.      
  10 Von Christoph Wilhelm Hufeland.      
           
  11 Iena d. 30. Sept. 1797.      
           
           
  12 Ew. Wohlgeboren      
  13 kann ich nicht beschreiben, wie sehr mich die zwey Briefe, womit      
  14 Sie mich beehrt haben, erfreut haben, und ich würde dieß Gefühl      
  15 nicht so lange haben zurückhalten können, wenn ichs nicht gethan hätte,      
  16 um Ihnen zugleich etwas über den jungen Motherby, den Sie mir      
  17 empfahlen, schreiben zu können. - Um so mehr freut es mich, daß ich      
  18 Ihnen in Betreff seiner das Beste melden kann. Ich habe nicht leicht      
  19 einen jungen Menschen gesehen, der mit so viel Lebhaftigkeit des Geistes      
  20 solche Festigkeit, Wahrheit und Sittlichkeit des Karakters verbindet, und      
  21 der mir in so kurzer Zeit so herzlich lieb und werth geworden wäre.      
  22 Seine Aufführung ist untadelhaft, sein Fleiß unermüdet, und er gehört      
  23 zu denen meiner Zuhörer, die mir wahre Aufmunterung und Belehrung      
  24 in meinem Geschäfte sind. Ich habe nichts an ihm auszusetzen,      
  25 als daß er zu selten zu mir kommt, und ich werde, um die      
  26 mehr zu bewirken, ihn in mein Konversatorium und Disputatorium      
  27 diesen Winter ziehen. Ueberhaupt verspreche ich Ihnen alles zu thun,      
  28 so viel an mir liegt, um ihn zu einem brauchbaren und nüzlichen      
  29 Bürger zu bilden.      
           
  30 Ew. Wohlgeboren haben mich mit der angenehmen Hofnung sehr erfreut,      
  31 daß Sie geneigt wären, einen medizinischen Gegenstand zu bearbeiten,      
  32 und zwar den so intereßanten von der Macht des Gemüths      
  33 über seine krankhaften körperlichen Empfindungen. Wäre es Ihnen      
  34 doch bald gefällig und wegen andrer Geschäfte möglich! Denn eben      
  35 in diesen psychologisch=medizinischen Gegenständen hat es noch so sehr      
           
     

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