Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 184 |
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01 | Herren Beck, den ich ihm communicirte, gar wohl bemerkte, von der | ||||||
02 | ich wünschte, daß er diesen Ton bey Gelegenheit in den Ton der | ||||||
03 | Freundschaft umstimmen möchte; denn was sollen uns alle Bearbeitungen | ||||||
04 | und Streitigkeiten der Speculation, wenn die Herzensgüte darüber | ||||||
05 | einbüßt? | ||||||
06 | Hoffentlich wird Hr. Beck, den ich hiemit freundschaftlich zu grüßen | ||||||
07 | bitte, bald seine Finalresolution, öffentlich oder in einem Privatbriefe, | ||||||
08 | erklären. Hievon, oder jeder anderer litterärischer Neuigkeit von Belang, | ||||||
09 | durch Ihre Vermittelung Nachricht zu erhalten wird mir angenehm | ||||||
10 | seyn; der ich mit Liebe und Hochachtung jederzeit bin | ||||||
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12 | ergebenster treuer Diener | ||||||
13 | Königsberg | I Kant | |||||
14 | den 12ten July | ||||||
15 | 1797 | ||||||
763. | |||||||
17 | Von Ludwig Wilhelm Wloemer. | ||||||
18 | 22. Iuli 1797. | ||||||
19 | Wohlgebohrner Herr | ||||||
20 | Hochzuehrender Herr Profeßor! | ||||||
21 | Ew Wohlgebohren haben meinen Vater von den Universitäts | ||||||
22 | Iahren her mit brüderlicher Freundschaft zu beehren, und mir selbst | ||||||
23 | wärend meines academischen Auffenthalts in Königsberg Beweise Dero | ||||||
24 | Wohlwollens zu geben geruht. Ich halte es daher für meine Pflicht | ||||||
25 | Denenselben den mir schmerzhaften Todes Fall meines innigst geliebten | ||||||
26 | und verehrten Vaters zu melden. Lange schon nagte der Kummer | ||||||
27 | einer früh verlohrenen Tochter an seinem Herzen: er suchte ihn aber | ||||||
28 | zu verbergen, bis er endlich diesen Winter hindurch zu kränkeln anfing. | ||||||
29 | Er glaubte indessen diesen Sommer eine radical Kur zu gebrauchen, | ||||||
30 | und aufs Land zu ziehen. Allein plötzlich fiel er ein. Gichtische | ||||||
31 | Materie hatte sich auf die Brust geworfen. Der Artzt suchte sie durch | ||||||
32 | Evacuationen wegzuschaffen, und nun trat eine Schwäche ein, welche | ||||||
33 | an 3 Wochen dauerte, und die letzten 4 Tage dergestalt zunahm, da | ||||||
34 | er am 21sten dieses Monats Morgends um 2 Uhr verschied nachdem | ||||||
35 | er das 72 Iahr erreicht hatte. Von Ew Wohlgebohren gütigen Theilnahme | ||||||
36 | überzeugt, wünsche ich nur daß dieser Todes Fall Dieselben in | ||||||
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