Kant: AA XII, Briefwechsel 1795 - 1796 , Seite 056 |
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01 | "Weisere aber aus Hochachtung für die Pflicht ! bückt sich tief für | ||||||
02 | "des Gesetzes Heylichkeit! Er Wähnt einen Gott! und Ihm ahndet | ||||||
03 | "deßen Majestaet! - ! so weith der Brief | ||||||
04 | durch ein vortrefliches Microscopium compositum ließ mich einst | ||||||
05 | der Besitzer und Künstler davon, mein Freünd! ein kaum zu bemerckendes | ||||||
06 | kleines Westindisches Würmgen sehen! und Wie staunt' ich, da ich | ||||||
07 | es als mit den feinsten Perlen Wie bedeckt fand! Demnechst legte | ||||||
08 | mein Freünd ein Miniatür Gemalde, etwan so groß Wie der Nagel | ||||||
09 | aufm kleinen Finger darunter, mit der Versicherung, daß Er darauf | ||||||
10 | so viel Fleiß und Mühe gewendet - daß es nicht bezahlt Werden | ||||||
11 | Würde! - auch so vollkommen gut schien es zu seyn! aber noch mehr | ||||||
12 | staunte ich - da ich die Striche, Wie Krauth und Rüben unordentlich, | ||||||
13 | durch einander liegen fand? und fast keinen eintzigen vollkommenen, | ||||||
14 | guten Strich Wahrnahm? lang lage mir das Gemählde, und deßen | ||||||
15 | Carricatur mit dem Würmgen in den Gedancken, biß ich, nach meinem | ||||||
16 | Urtheil - und zu meiner Belehrung - den richtigen Schluß machte! | ||||||
17 | so wie sich die Natur verhält zur Kunst - so verhält sich das Ideal | ||||||
18 | des vollkommenen Menschen in Uns - zu unserem Verhalten und | ||||||
19 | Betragen! - diesem Ideal sich zu näheren, Wird die Würde des | ||||||
20 | Menschen befördern und Ihn beseeligen! - das Reich Gottes ist inwendig | ||||||
21 | in Eüch, sagt ja auch der lieber Weiser Jesus? | ||||||
22 | um nichts mehr - ädler Mann ersuch' ich Sie nun, als mir | ||||||
23 | in Antworth gütigst freymütig zu sagen, in Wie fern Sie mit mir | ||||||
24 | in besagtem einstimmig sind? und Was mehreres dabey zu erinnern | ||||||
25 | seyn mögte? Sie Werden mich dadurch unendlich verpflichten - dan | ||||||
26 | nie vergaß ich von Iugend auf den - der zu meiner Belehrung Was | ||||||
27 | beytrug! in Erwartung ihrer lieben Antworth, direct über die Post, | ||||||
28 | bin Ihr, obwohl unbekanter, doch aber gantz ergebener Freünd | ||||||
29 | Johann Plucker Werners Sohn. | ||||||
30 | PS. auch Werden Sie mich sehr verbinden, Wan Sie das Hau | ||||||
31 | von Carl Ludwig Kirschnick dorth kennen? mir in Antworth zu sagen | ||||||
32 | belieben? ob demselben einige Tausend rthlr. zu fidiren seyn? dies Hau | ||||||
33 | empfahl, mir, und durch daßelbe empfangen Sie mein Schreiben. | ||||||
34 | Bin wie oben. | ||||||
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