Kant: AA XII, Briefwechsel 1795 , Seite 052

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Unter dem was ich geschrieben wünschte ich vorzüglich ihr Urtheil      
  02 über meine Recension der Fichtischen Beyträge in Niethammers philos.      
  03 Iournal. Leben Sie wohl ich bin mit gleicher Liebe als Hochachtung      
           
  04   Ihr      
  05   ergebendster      
  06   I. B. Erhard.      
           
  07 N. S. Ich habe nun 3 Iungen. Wenn Sie keinen so gar bekannt      
  08 und berühmten Nahmen hätten, so würde ich Sie schon zu Gevatter      
  09 gebetten haben.      
           
  10 [Von Christian Gottlieb Arndt.]      
           
  11 * Das ist rein wahr. Doch nutze ich diese Gelegenheit, Ihnen für      
  12 das viele Vergnügen zu danken, daß ich in IHrem so angenehmen als      
  13 lehrreichen Umgange genoßen habe. Denn, was das utile dulce Ihrer      
  14 Schriften anlangt, da greift ein jeder zu ohne zu fragen, und dankt      
  15 bey sich. Leben Sie wohl, Verehrungswürdigster Mann, und behalten      
  16 in geneigtem Andenken Ihren treu ergebnen Freund und      
  17 Diener A.      
           
           
    689.      
  19 Von Sophie Mereau.      
           
  20 [December 1795.]      
           
  21 Wenn ich auch nach dem Ausspruch meines eignen Gefühls den      
  22 Schritt welchen ich jetzt zu thun bereit bin, für gewagt erklären muss,      
  23 so finde ich doch nichts darinn wodurch wahre Schicklichkeit beleidigt      
  24 werden könnte. Ich weiss vielmehr dass wir bey Menschen höherer      
  25 Art die Fesseln jener leeren Convenienz, die sich in jedem Land verändert,      
  26 und die zwischen gemeine Menschen oft heilsame Schrancken sezt,      
  27 kühn zerbrechen können, und dass gebildetere Wesen sich an die Sache      
  28 selbst halten, wo jene ewig an der leeren Form hängen bleiben. Nach      
  29 dieser Voraussetzung glaube ich ohne Bedencken und ohne weitere Rücksicht      
  30 auf Entfernung, Geschlecht und Geistesverschiedenheit, mich selbst in      
  31 das gantz einfache Verhältniss einer Bittenden gegen Sie, verehrungswürdigster      
  32 Mann, versetzen zu dürfen.      
           
           
     

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